Luca Kaiser (23) ist die Bundesebene der Politik bereits vertraut.

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Klagenfurt – "Bis 15 oder 16 hatte ich überhaupt kein Interesse an der Politik", sagt Luca Kaiser. Dann aber habe es so etwas wie ein "prägendes Erlebnis" gegeben. Es war bei diesem Fußballmatch der Jugendmannschaft seines Vereines in einer Bezirksstadt in Kärnten.

"Plötzlich sind wir alle als Tschuschen und Jugos beschimpft worden. Ich war total weg. Ich meine, ich bin immer zweisprachig aufgewachsen, bin in den zweisprachigen Kindergarten, die Volksschule und ins zweisprachige Gymnasium gegangen. Für mich war die Zweisprachigkeit in Kärnten etwas völlig Normales, und dann schrien die Eltern voll Hass ins Spielfeld", erinnert sich Kaiser an den Moment seiner politischen "Erweckung". Er habe lange mit seinem Vater, dem Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser, darüber gesprochen.

Initialzündung

Es sei irgendwie die Initialzündung für sein gesellschaftspolitisches Engagement gewesen. "Ich wollte etwas gegen diesen Hass, diesen Rassismus unternehmen." Er dockte bei den Jungsozialisten an, wollte eine eigene Ortsgruppe gründen, ist dabei aber, wie er sagt, "kläglich gescheitert". Zwei Jahre später schließt er sich einer bestehenden Juso-Gruppe an. Dabei sei ihm eine eklatante Schwachstelle der SPÖ klargeworden: Ein Engagement in der SPÖ laufe nur über bestehende Schienen. "Wir sind noch immer strukturkonservativ. Wenn du dich nicht über eine Organisation einklinkst, kannst du nicht mitarbeiten. Die SPÖ ist nach wie vor viel zu starr in ihrer Organisation. Als Junger hast du da kaum eine Chance. Was beim Nationalratswahlkampf echt eine Gefahr sein wird. Denn Sebastian Kurz holt auch die Jungen rein. Aber bei uns ist die Antwort: Josef Cap. Ich bin ein großer Fan vom Josef, aber im Bund brauchen wir endlich einen fixen Platz für Junge", sagt der 23 Jahre alte Luca Kaiser, der über die Kärntner Liste – "auf einem nicht allzu aussichtsreichen Platz", wie er meint – ins Parlament kommen will.

Ob er schon für Höheres in der Politik bereit wäre? Wenn er als Jungpolitiker gerufen werde, würde er sich nicht verschließen. Berufspolitiker zu werden sei aber nicht drinnen. Die Bundesebene in der Politik sei ihm bereits vertraut – als parlamentarischer Mitarbeiter und vom SPÖ-Klub entsandter Fachmann im Hypo-Untersuchungsausschuss. "Das war extrem spannend, und ich habe viel gelernt." Vorerst aber gelte es, das Studium der Politikwissenschaft abzuschließen. Und auch beruflich Fuß zu fassen.

Die Sache mit dem Vater

Und da ist noch die Sache mit dem bekannten Vater, dem Kärntner SPÖ-Landeschef. Als dieser Landeshauptmann wurde, habe dieser plötzlich eine Menge Freunde bekommen, erinnert sich Luca. Viele seien aufgetaucht, die seinen Vater jahrelang nicht mehr gekannt hatten oder nicht mehr kennen wollten. "Das war schon bemerkenswert, wer sich plötzlich Freund nannte. Aber jetzt weiß er, wem er wirklich vertrauen kann." Es sei auch für ihn eine gute Lebensschule gewesen.

Die familiäre Verbundenheit mit einem in der Öffentlichkeit bekannten Vater habe natürlich auch Nachteile. "In Wien und auch sonst wird mir vorgeworfen, alles, was ich mache und bin, ist aufgrund meines Vaters. Das muss ich in Kauf nehmen, damit habe ich zu leben gelernt."

Es gab übrigens schon ein politisches Aufeinandertreffen von Vater und Sohn. Auf dem letzten Parteitag stellten Luca Kaiser und andere junge SPÖ-Mitglieder einen Antrag auf Legalisierung von Cannabis. Luca trat ans Rednerpult und argumentierte dafür, wenig später plädierte Vater Peter scharf dagegen.

Was der Vater eigentlich zum politischen Engagement seines Sohnes sage? Luca Kaiser: "Mein Vater hat eingesehen, dass ihm die Möglichkeit zur Wahl fehlt. Ich glaube, wenn ich ihn gefragt hätte, hätte er mir abgeraten, in die Politik zu gehen." (Walter Müller, 30.7.2017)