"Keiner dieser Komponisten ist ein Nationalist gewesen ..." – Pianist András Schiff schilderte in Salzburg, wie der angefeindete und später vertriebene Bartók weit über die Grenzen Ungarns hinaus Volksmusik von der Ukraine bis Ägypten aufzeichnete oder wie Janácek in seiner Heimat musikethnologische Expeditionen unternahm.

Bach, wenn auch nie aus Deutschland hinausgekommen, sei ohnehin ein "Europäer" gewesen, der die Musiksprachen seiner Zeit zwischen England und Frankreich beherrschte: ein so pointierter wie hochpolitischer Vortrag vor einem marathonverdächtigen Programm – und kein Wort und keine Note war zu viel. Zum Glück folgen noch zwei Konzerte mit ähnlich aufgebauten Programmen.

Zauberharfe statt Schlaginstrument

Wie aus einem Guss glasklaren Wassers wirkten Bach und Bartók: Der Pianist hat die Zweistimmigen Inventionen BWV 772 bis BWV 786 – perlende Kaskaden – mit zehn der wunderbar tänzerischen, trollfüßigen oder liedhaften Stücke aus dem Zyklus Für Kinder Sz 42, den Drei Rondos über Volksweisen Sz 84 und den geradezu virtuosen Drei Burlesken Sz 47 interpunktiert. Bartóks Musik ist pulsierend und mitreißend in ihrer Pointiertheit und Prägnanz. Doch die verspielten, dabei hochkomplexen rhythmischen Details, die András Schiff hörbar machte, waren schlicht überwältigend.

Im zweiten Teil spielte Schiff zehn der 15 Miniaturen aus Leos Janáceks Zyklus Auf verwachsenem Pfade und die Davidsbündlertänze op. 6 von Robert Schumann. Auch hier klangen selbst die heftigsten und fiebrigsten Nummern nicht nach "Schlaginstrument", sondern nach Zauberharfe. (klaba, 29.7.2017)