"Dressel schreibt Geschichte."

Foto: APA/AFP/ISZA

Budapest – Nach seinem historischen Hattrick bekam Schwimmjungstar Caeleb Dressel die wichtigste Nachricht per SMS. "Michael Phelps hat mir getextet, um mir zu sagen: gute Arbeit", sagte der 20-Jährige nach seinem Dreifachtriumph in nur 80 Minuten in der Duna Arena. Ganz schnell schob er nach: "Ich möchte aber nicht mit ihm verglichen werden."

Doch der Student der University of Florida hat in den Budapester WM-Tagen alles dafür getan, dass sein Name in einem Atemzug mit dem Rekordolympiasieger genannt wird. Mit sieben Goldenen stieß der neue US-Star in Phelps'sche Dimensionen vor, drei Titel an einem Tag hatte vor ihm in der WM-Geschichte noch kein Schwimmer gewonnen, nicht einmal der 26-malige Weltmeister Phelps. Der hatte ja zuletzt eine relativ peinliche Werbeaktion geliefert, er wollte schneller als ein Weißer Hai sein, was prinzipiell schon deppert ist, die ganze Aktion war natürlich ein Fake, das Tier eine zahnlose Animation. Gewonnen hat es trotzdem.

"Ich bin nicht Michael", wiederholte Dressel. "Ich habe mir gerade erst die Füße nass gemacht im internationalen Schwimmen." Allerdings in derart beeindruckendem Tempo, dass auch Phelps begeistert war. "Dieser Junge brennt. Es macht wahnsinnig Spaß zuzuschauen, Kumpel", schrieb der erfolgreichste Schwimmer der Geschichte auf Instagram und stellte ein Foto vom gemeinsamen Staffel-Olympiasieg in Rio de Janeiro dazu. Vor einem Jahr, nach seinem letzten Rennen und der 23. Goldmedaille seiner außergewöhnlichen Karriere, hatte Phelps den zwölf Jahre jüngeren Neuling an seiner Seite noch trösten oder beruhigen müssen. Dressel war in Rio in Tränen ausgebrochen.

Alles im Griff

Jetzt hat der 20-Jährige alles im Griff, selbst im größten Stress. Nach seinem Sieg über 50 m Freistil und 100 m Schmetterling musste sich Dressel sputen: Die US-Hymne bei seiner zweiten Siegerehrung am Samstagabend war gerade verklungen, da verschwand er schon und verzichtete auf die obligatorische Ehrenrunde. Nur sieben Minuten später sprang er als Startschwimmer der gemischten Freistilstaffel wieder ins Becken und zog das WM-Quartett zu Gold und Weltrekord.

"Ich glaube, ich musste nur zweimal rennen", sagte Dressel grinsend. Mit seinem Triple-Triumph stahl er auch seiner Landsfrau Katie Ledecky die Show, die ei gentlich nach dem Rücktritt von Phelps im grellsten Scheinwer ferlicht stehen sollte. Die fünf malige Olympiasiegerin gewann über 800 m Freistil ihren fünften Titel in Budapest und ist mit 14 Goldmedaillen Rekordweltmeisterin.

Doch die Schlagzeilen gehörten dem Studenten aus Florida. "Dressel schreibt Geschichte", titelten die "New York Daily News". Und der "Boston Globe" schrieb: "Dressel provoziert Vergleiche mit Phelps." Den Weltrekord über 100 m Schmetterling verpasste der neue Star an seinem denkwürdigen Abend noch um vier Hundertstelsekunden (49,86 Sekunden), aber Phelps' Bestmarken werden ihn in den nächsten Jahren begleiten. Obwohl auch Dressel langsamer als ein Weißer Hai ist.

Alle sportlichen Erfolge rücken nun in den Hintergrund. Am Montag hat Dressel eine Uni-Prüfung. Er wird sie online ablegen. (sid, red, 30.7.2017)