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Dieser Baumwollbauer in Indien hat eine Missernte zu beklagen. Das erhöht in vielen Fällen die Schulden – und das Suizidrisiko.

Reuters

Berkeley/Wien – Mehr als drei Viertel aller Suizide weltweit werden in Entwicklungsländern verübt, dennoch weiß man vergleichsweise wenig darüber, was die Ursachen für die Selbsttötungen in diesen Ländern sind. Besonders stark betroffen ist Indien, wo ein Fünftel aller Suizide stattfinden und sich die Raten seit 1980 verdoppelten.

Zurzeit sind es 130.000 Personen jährlich, die in Indien Selbstmord begehen, besonders hoch ist die Rate unter den Baumwollbauern. Seit 1995 haben sich nicht weniger als 300.000 Bauern und landwirtschaftliche Hilfskräfte getötet. Vermutet wird ein Zusammenhang mit dem Klima und der Verschuldung der Bauern, womöglich noch verstärkt durch die Abhängigkeit von gentechnisch veränderter Baumwolle.

Größere Hitze macht höhere Schulden

Tamma Carleton (University of California in Berkeley) ging dieser Hypothese nach und wertete Klima- und Suiziddaten der letzten 47 Jahre aus und bestätigte die Vermutung. War es während der Wachstumsphase heißer als üblich, nahm die Zahl der Suizide zu: konkret um 70 Suizide pro einem Grad mehr als 20 Grad Celsius – und zwar im gleichen Jahr und abgeschwächt in den nächsten fünf Jahren.

Die Forscherin geht davon aus, dass die größere Hitze zu Ernteausfällen und zu einer Erhöhung der Schuldenlast führt, was letztlich für viele Bauern der Grund für den Suizid ist. Trat die Hitze nicht während der Wachstumsphase auf, schlug sie sich nicht in den Suizidstatistiken nieder, schreibt Carleton im Fachmagazin "PNAS". Sie schätzt, dass in den vergangenen 30 Jahren knapp 60.000 Suizide von Baumwollbauern in Indien auf die Klimaerwärmung zurückzuführen seien. (tasch, 1.8.2017)