Sebastian Kurz zieht auf Facebook.

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Wien – Es scheint sie noch zu geben, die einfachen Gesetze im Mediengeschäft. Ein vergleichsweise neues dürfte sein: Sebastian Kurz zieht. Auf Facebook sind jene Inhalte besonders erfolgreich, die den neuen ÖVP-Chef zum Inhalt haben. Das zeigt eine Auswertung des Marktforschungsinstituts MediaAffairs von Daten aus dem Juni 2017, die dem STANDARD vorliegt.

Dabei werden Unterschiede deutlich zwischen Printberichterstattung und den Inhalten, die Tageszeitungen auf ihren Facebook-Seiten teilen. In gedruckten Zeitungen liegt die SPÖ noch mit 41 Prozent Medienmarktanteil auf dem ersten Platz. Das heißt: Vier von zehn Berichten über Parteien behandeln die SPÖ. Die ÖVP kommt dabei auf 31 Prozent. Auf Facebook liegen die beiden Regierungsparteien mit je 33 Prozent dagegen gleichauf. Die FPÖ ist auf Facebook mit 13 Prozent Anteil deutlich präsenter als in Print (sieben Prozent), Neos (drei Prozent) und Grüne (16 bis 17 Prozent) kommen in etwa gleich gut weg.

"Krone" spannt Kurz ein

"Die Kommunikation der Medienhäuser über Facebook folgt anderen Gesetzen als jene in den klassischen Printmedien – insbesondere im Boulevard", sagt Maria Pernegger von Media Affairs. Auf den Facebook-Seiten der Boulevardmedien gebe es "für jene Player eine größere Bühne, die polarisieren, politisch anecken, populistisch und laut auftreten oder Krisenthemen aufgreifen". Das gelinge FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, aber auch Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) oder eben Sebastian Kurz gut, sagt Pernegger.

Print-Präsenz, Präsenz auf den Facebook-Seiten der Printmedien und die User-Interaktion damit im Juni 2017. Grafik unten: Wieviel die Spitzenkandidaten selbst auf Facebook posten und wie die User damit interagieren, ebenfalls im Juni 2017
Foto: standard

Besonders bei der "Kronen Zeitung" ist Außenminister Kurz als Zugpferd in den sozialen Medien erfolgreich. Um das in Zahlen zu fassen, wertete Media Affairs das "User Engagement" der Facebook-Postings einzelner Medien aus, wenn es um die Spitzenkandidaten für die Nationalratswahl ging – also wie oft User mittels Klick oder Kommentar auf einen Beitrag reagieren. Wie oft das passiert, ist maßgeblich für den Erfolg einer Facebook-Seite.

Oft geteilt, öfter reagiert

Bei allen untersuchten Medien hat Sebastian Kurz in diesem Bereich die Nase vorn – teils mit beachtlichem Abstand. Bei "oe24.at", der Onlineversion des Boulevardblatts "Österreich", kommen 37 Prozent aller Reaktionen auf Artikel über Kurz, bei "Heute" sind es 41 Prozent. Aber auch beim "Kurier" (52), der "Presse" (54) und dem STANDARD (46 Prozent) liegt der ÖVP-Chef vorn. Spitzenreiter bei den User-Reaktionen auf Kurz ist aber die "Krone" mit 64 Prozent.

In den Kommentaren zu den Facebook-Postings wird vor allem Kurz und Strache Führungsstärke beschieden – anders als Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ), dieser wird dafür am öftesten sympathisch genannt.

Die unterschiedlichen Erfolge auf Facebook zeigen sich auch auf den eigenen Seiten der Politiker: FPÖ-Chef Strache hat zwar nach wie vor die meisten Likes auf seiner Seite, Kurz ist ihm aber dicht auf den Fersen – und kann seine Gefolgschaft besser aktivieren: Pro Posting zählten die Marktforscher von Media Affairs im Schnitt 2650 Reaktionen auf Straches Seite, bei Kurz waren es 2975. Kaum Reaktionen erhalten die Postings von Neos-Chef Matthias Strolz und der grünen Spitzenkandidatin Ulrike Lunacek. (Sebastian Fellner, 1.8.2017)