Blickrichtung Dänemark: Viktoria Schnaderbeck und Coach Dominik Thalhammer.

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Wageningen – Nur ein Gegentor in vier Spielen: Die Abwehr ist der große Trumpf von Österreichs Frauen-Nationalteam bei der EM in den Niederlanden. Einzig Amandine Henry konnte Manuela Zinsberger beim 1:1 gegen Frankreich überwinden, und das nur aufgrund eines Fehlers der ÖFB-Torfrau. "Unsere Defensivleistung ist mindestens auf Europaklasseniveau", sagt Teamchef Dominik Thalhammer.

Neben dem einen Gegentor ließ die ÖFB-Auswahl in den Duellen mit der Schweiz (1:0), Frankreich, Island (3:0) und Spanien (5:3 i. E. nach 0:0) auch wenige Chancen zu. "Das ist herausragend und rechtfertigt das bisher Erreichte voll und ganz", sagte der 46-Jährige. Er ordnete dieses Husarenstück auch als größere Sensation ein als den Sieg von Dänemark gegen Titelverteidiger Deutschland. "Dänemark gehört ja zur Europaklasse, ist ständig bei diesen Turnieren vertreten."

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Sein Team agierte im Turnierverlauf im System sehr variabel, vor allem gegen die Topteams wurde aus einer Viererkette hinten über weite Strecken eine Fünferreihe samt vier Spielerinnen davor. Sarah Puntigam lässt sich dafür aus dem zentralen Mittelfeld in die Abwehr zurückfallen. Sie ist es auch, die bei den Systemwechseln den Ton angibt. "Das entscheide mehr oder weniger ich. Es ist zwar vorgegeben, und jeder weiß Bescheid, aber wenn ich dann zurückrücke, ist das das Signal für die anderen", so die 24-Jährige.

Sie versuche die Vorgaben des Trainers umzusetzen, sich immer richtig zu entscheiden. "Wenn das Signal kommt, weiß jeder, dass wir switchen. Wir haben die Automatismen so drinnen, dass das gut funktioniert", erläuterte die rechts in der Abwehr gesetzte Katharina Schiechtl. Auf der linken Seite konnte bisher Verena Aschauer überzeugen.

"Die Kommunikation haut einfach super hin"

Gegen den tiefen Verteidigungsblock gab es bisher kaum ein Durchkommen. Das musste auch Jorge Vilda zur Kenntnis nehmen. "Es ist wirklich extrem schwer, gegen diese österreichische Mannschaft ein Tor zu erzielen", sagte Spaniens Teamchef nach dem Ausscheiden.

Für Kapitänin Viktoria Schnaderbeck zeichnet die starke Defensivarbeit von der Torfrau bis zur Stürmerin das ÖFB-Team aus. "Die Kommunikation haut einfach super hin, wir sind permanent in Kontakt in der Viererkette und mit den Leuten davor. Wichtig ist es, permanent wach zu bleiben und zu schauen, was um einen herum geschieht", sagte Innenverteidigungskollegin Carina Wenninger.

Sechs gelbe Karten im Turnierverlauf

Die Umsetzung ist jedenfalls gar nicht so leicht. "Man muss aktiv sein, darf aber nicht zu aggressiv sein. Es steckt in der Spielweise viel mehr dahinter, dass man Deckungsschatten aufbaut, kein Zwischenlinienspiel zulässt. Es ist mehr als nur hinten drinnenstehen. Deshalb beißen sich auch viele Nationen die Zähne aus. Das macht uns Spaß", so Thalhammer. Die Fairness behalten die ÖFB-Spielerinnen dabei im Auge, nur sechs gelbe Karten im Turnierverlauf sind ein Zeichen dafür.

Die gegnerischen Teams befassen sich mittlerweile extrem mit dem Spiel der ÖFB-Auswahl. "Jedes Mal, wenn wir entdecken, dass jemand eine Möglichkeit findet, dagegen zu spielen, arbeiten wir schon wieder daran, es noch besser zu machen", schilderte Thalhammer. Das bringt die ÖFB-Auswahl immer weiter voran. "Wir wachsen immer mehr, das gibt uns Kraft und Stärke."

"Man weiß, was der andere macht"

Virginia Kirchberger musste gegen Spanien auf die Bank, das etatmäßige Innenverteidiger-Duo Schnaderbeck und Wenninger bekam den Vorzug. Die beiden spielen auch bei Bayern in einem Team. "Wir sind gut eingespielt, nicht nur als Mitspielerinnen, wir kennen uns auch als sehr gute Freundinnen ewig. Das ist dann auch am Platz wichtig", schilderte Schnaderbeck. Wenninger ergänzte: "Man weiß, was der andere macht, wir harmonieren sehr gut." Am Donnerstag um 18 Uhr wartet in Breda gegen Dänemark im EM-Halbfinale die nächste Prüfung. (APA, 1.8.2017)