Künstlerische Darstellung des erdnächsten bekannten Exoplaneten Proxima b.

Illustration: ESO/M. Kornmesser

Greenbelt – Kein Wunder, dass Proxima b seit seiner Entdeckung im August 2016 Wissenschafter in den Bann zieht: Er ist mit rund 4,2 Lichtjahren Entfernung der erdnächste erwiesene Exoplanet. Nicht nur seine Rekordnähe ist vielversprechend, auch Annahmen über die Beschaffenheit des Planeten wecken seither Hoffnungen.

Mit einem Earth Similiarity Index (ESI) von 0,85 liegt Proxima b im Spitzenfeld der potenziell bewohnbaren Exoplaneten. Der ESI wird aus der Größe des Planeten und seinen Bahndaten berechnet und gibt mit einem Wert zwischen 0 und 1 an, wie ähnlich ein Planet der Erde ist, wobei die Erde den Wert 1 hat. Der erdähnlichste Planet unseres Sonnensystems, der Mars, kommt beispielsweise auf einen ESI von 0,64.

Roter Zwerg

Da es sich bei seinem Stern Proxima Centauri um einen Roten Zwerg handelt, der deutlich kühler ist als unsere Sonne, könnte Proxima b trotz der engen Umlaufbahn in der habitablen Zone liegen, in der theoretisch flüssiges Wasser auf der Oberfläche möglich ist. Ob das aber tatsächlich der Fall ist und dort Leben, wie wir es kennen, existieren könnte, hängt von einer Vielzahl weiterer Faktoren ab – allen voran von der Frage, ob der Planet eine Atmosphäre halten kann. Einer aktuelle Studie in den "Astrophysical Journal Letters" zufolge ist das eher unwahrscheinlich.

In Computersimulationen projizierten die Forscher um Katherine Garcia-Sage vom Goddard Space Flight Center der Nasa in Greenbelt, Maryland, Atmosphäre und Magnetfeld der Erde auf den Exoplaneten und berechneten, wieviel Strahlung Proxima Centauri durchschnittlich produziert. "Wir beschlossen, den einzigen bewohnbaren Planeten, den wir kennen – die Erde – an die Stelle von Proxima b zu setzen", so Garcia-Sage. Das Ergebnis der Simulation ist nicht gerade vielversprechend.

Heftige Strahlung

Dem Modell zufolge wäre Proxima b in der habitablen Zone unvergleichbar stärkerer ultravioletter Strahlung ausgesetzt als die Erde durch die Sonne. Unter diesen Bedingungen könnte Proxima b seine Atmosphäre nicht lange halten.

"Unsere Rechnung basiert auf der durchschnittlichen Aktivität des Sterns. Extremereignisse wie Eruptionen oder Störungen des planetaren Magnetfelds wurden nicht berücksichtigt – sie würden der Atmosphäre des Exoplaneten aber noch mehr zusetzen", sagte Garcia-Sage. Wenn der drastische Verlust nicht durch andere Prozesse wie etwa massiven Vulkanismus ausgeglichen wird, sehen die Forscher wenig Chancen für eine beständige Atmosphäre. (red, 6.8.2017)