Schon der Name zeigt die Absurdität: "Kinderehe". Kinder können keine Ehe führen. Sie sollen vor allem keine führen (müssen). Was gemeinhin so bezeichnet wird, sind in der Regel Zwangsheiraten, religiös, kulturell und/oder legistisch legitimierte Missbrauchskonstellationen, die inakzeptabel sind. Darum ist der Vorstoß von Familienministerin Sophie Karmasin richtig, Eheschließungen ausnahmslos erst ab 18 Jahren zu erlauben. Ehen, an denen jüngere Partner beteiligt sind, sollen annulliert werden. Deutschland hat seit kurzem so ein Heiratsverbot.

Das wäre ein wichtiges Signal, wenngleich es nicht alle Probleme, die sich hinter "Kinderehen" verbergen, lösen würde. Ja, es ist kein Massenphänomen, zum Glück. Aber das Recht soll ja den Einzelfall schützen. 2016 waren laut offizieller Statistik vier angehende Ehefrauen erst 16, unter den 17-jährigen Brautleuten gab es 25 weibliche und fünf männliche (zehn dieser Ehen wurden im Ausland geschlossen). Genaue Zahlen etwa über verheiratete minderjährige Flüchtlinge fehlen.

"Kinderehen" sind primär ein kulturelles, oft religiös sekundiertes Relikt patriarchaler Gesellschaften, die weibliche Sexualität kontrollieren und Mädchen als lukrative "Heiratsware" verwerten wollen. Diese jungen Eheopfer brauchen nicht den Schutz und die Rechte als "Ehefrau", sondern adäquate Hilfe und Unterstützung als Jugendliche. Heiraten können sie später immer noch – oder wieder, falls es wirklich die große Kinderliebe war. (Lisa Nimmervoll, 2.8.2017)