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Am Mittwoch verabschiedete sich Prinz Philip bei einer Parade der Royal Marines von der Öffentlichkeit.

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Ausnahmen soll es aber geben.

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Als Prinz Philip 1953 zum "Captain General" der Royal Marines ernannt wurde, war das eines der ersten Ehrenkommandos, die er übernahm. Da erschien es nur passend, dass am Mittwoch eine Parade der Royal Marines am Buckingham-Palast auch Philips letzten offiziellen Soloauftritt markierte. Der Herzog von Edinburgh, wie einer seiner vielen Titel lautet, zieht sich in den Ruhestand zurück. Mit 96 Jahren, denkt der Prinzgemahl von Elizabeth II, hat er seinen Teil getan. Das bedeutet aber nicht, dass Philip gar nicht mehr in der Öffentlichkeit zu sehen wäre. "Von Zeit zu Zeit", gab der Buckingham-Palast bekannt, werde der Herzog durchaus noch "einige Veranstaltungen auswählen, auf denen er neben der Queen erscheinen wird".

In seinem Alter, lautet einhellig die Reaktion der Untertanen, hat sich Philip das Kürzertreten redlich verdient. Seit 1952 hat der Prinz 22.219 Soloauftritte als royaler Repräsentant hinter sich gebracht, 637 Auslandsreisen absolviert, 5493 Reden gehalten und 14 Bücher veröffentlicht. Sein Verdienst um Krone und Vaterland steht außer Frage. Jetzt sollen mal die Jüngeren ran, lautet die Botschaft, die Philips Rückzug aussenden soll. Ein Generationenwechsel im Hause Windsor ist langsam überfällig.

Natürlich denkt die Queen selbst nicht an einen Rücktritt. Zwar ist sie auch schon 91 Jahre alt, aber ihr Throneid ist ihr heilig, und in ihm hat sie ihren Dienst für "ein ganzes Leben" geschworen. Philip, der stets an ihrer Seite stand, wird ihr dabei fehlen.

Der einstige "Hunne"

Das gilt nicht nur für sie. Mit den Jahren hat sich der Aristokrat in die Herzen der Briten gespielt, und das war nicht immer so. Früher einmal sah man ihn weit kritischer. Von den Anfeindungen aufgrund seiner griechischen Herkunft oder deutschen Verwandtschaft – Elizabeths Mutter, die Queen Mum, nannte ihn noch den "Hunnen" – ganz zu schweigen.

Philip eckte oft mit Sprüchen an, die die Medien regelmäßig als Ausrutscher geißelten. Dass Philip kein Blatt vor den Mund nahm und damit oft anstieß, ist unbestritten. Mit seinen Vorurteilen hielt er selten hinter dem Berg. "Schlitzaugen werdet ihr bekommen", sagte er einmal zu englischen Studenten in Peking, "wenn ihr noch länger hierbleibt." Und auf den Cayman-Inseln fragte er seine Gastgeber, ob ihre Vorfahren auch Piraten gewesen seien.

"Herr Reichskanzler!"

Nicht nur auf andere Länder drosch er ein: "Britische Frauen", befand Philip, "können nicht kochen." Er brachte es fertig, eine ganze Nation zu beleidigen, als er einen Fahrlehrer im schottischen Oban fragte: "Wie schaffen Sie es, die Einheimischen lange genug vom Saufen abzuhalten, um sie durch die Prüfung zu bringen?" Und richtig taktlos wurde er, als er einmal Helmut Kohl auf Deutsch mit einem "Guten Tag, Herr Reichskanzler!" begrüßte.

In den letzten Jahren hatte man ihm die Ausrutscher verziehen, amüsierte sich sogar darüber und schätzte wohl auch insgeheim, wie beharrlich der Prinz an seiner Exzentrik festhält. Selbst der eher republikanisch gesinnte Guardian konnte sich den Respekt nicht verkneifen: "Ist es nicht ein wenig peinlich", fragte das Blatt seine Leser, "dass wir unseren lustigsten Royal importieren mussten?" (Jochen Wittmann aus London, 2.8.2017)