Ein Käfer beim nächtlichen Kohldistel-Besuch. Künstliches Licht stört diese Interaktion.

Foto: Eva Knop/Uni Bern

Bern – Lichtverschmutzung wirkt sich auf viele Organismen und ganze Ökosysteme aus, und das selten positiv. Künstliches Licht stört etwa den Biorhythmus von Säugetieren und Vögeln und beeinflusst auch Insekten massiv. Dass kann auch dramatische Folgen für Pflanzen haben, wie Forscher um Eva Knop von der Universität Bern nun in "Nature" berichten.

Das Fazit ihrer Studie: Künstliches Licht stört nachtaktive Insekten beim Bestäuben von Pflanzen und reduziert die Anzahl produzierter Samen und Früchte. Der Verlust der nächtlichen Bestäubungsleistung könne auch durch tagaktive Bestäuber nicht kompensiert werden, wie sie am Beispiel der Kohldistel (Cirsium oleraceum) nachwiesen.

"Nachtaktive Blütenbesucher wurden von der Forschung in der Diskussion um die bekannte weltweite Bestäuberkrise bisher vernachlässigt", sagt Knop in Hinblick auf das vieldiskutierte Bienensterben. Nächtliche Bestäuber würden jedoch für viele Pflanzen eine wichtige Rolle spielen.

Drastischer Rückgang

In Experimenten in den Berner Voralpen zeigte sich, dass Blüten unter künstlicher Beleuchtung um rund zwei Drittel weniger Besuch von Bestäubern bekamen als solche, die in der Dunkelheit lagen. Die Lichtemissionen haben in den letzten zwanzig Jahren um 70 Prozent zugenommen, insbesondere im Siedlungsraum – und das habe Auswirkungen auf die Fortpflanzung der Pflanzen, so die Forscher.

Die Studienautoren zählten nachts auf unbewirtschafteten Flächen ohne künstliche Beleuchtung insgesamt rund 300 Insektenarten, die Blüten von rund 60 Pflanzenarten besuchten. Auf sieben Flächen mit experimentell aufgestellten Straßenlampen waren es hingegen um 62 Prozent weniger Nachtbestäuber. Am Beispiel der Kohldisteln untersuchten sie die Folgen dann genauer: Der Rückzug der nächtlichen Bestäuber unter Kunstlicht hatte einen deutlichen Einfluss auf die Fortpflanzung der Pflanzen: Am Ende der Testphase war die durchschnittliche Anzahl an Früchten pro Pflanze um rund 13 Prozent geringer. (red, 3.8.2017)