Die Zahl der verheerenden Buschbrände (im Bild der Bunyip State Park in Victoria) steigt. Doch die australische Regierung hat Klimaschutz und -forschung den Kampf angesagt.

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Als eines der trockensten Länder der Welt ist Australien schon heute stark von Klimaveränderungen betroffen. Zerstörerische Buschbrände, Überschwemmungen und verheerende Wirbelstürme zeugen immer deutlicher von der Verschärfung der Klimasituation.

Doch es mangelt an wissenschaftlicher Forschung dazu: Wie die Australische Akademie der Wissenschaften nun in einer aktuellen Studie warnt, laufen Landwirte und Gemeinden Gefahr, künftig keine aktuellen, auf ihre spezifische Lage zugeschnittenen Klima- und Wetterdaten mehr zu erhalten. Ein seit Jahren fortschreitender Abbau von Kapazitäten bei relevanten Forschungseinrichtungen habe zu einer bedrohlichen Unterversorgung geführt.

Gegenwärtig seien rund 420 Klimaforscher im Land tätig. Laut der Akademie müssten jedoch mindestens 80 weitere Stellen besetzt werden, um eine flächendeckende Versorgung mit aktuellen Forschungsdaten gewährleisten zu können. Auch an wissenschaftlicher Infrastruktur fehle es.

Klimaschutz-Bekämpfer

Die Studie wurde 2016 initiiert, nachdem die konservative australische Regierung angekündigt hatte, beim staatlichen Forschungsinstitut CSIRO 100 Stellen streichen zu wollen. Ziel müsse sein, so der neue Direktor damals, dass sich das renommierte Institut stärker auf "kommerzielle Lösungen" für das Klimaproblem konzentriere als auf Forschung.

Trotz heftiger Proteste wurden etwa 40 Klimaforscher entlassen, unter ihnen weltweit führende Experten. Kritiker sprachen von einer "Säuberungsaktion" durch die Regierung: Seit 2013 die konservative Koalitionsregierung unter dem damaligen Premierminister Tony Abbott an die Macht gekommen ist, dominieren Klimawandelskeptiker die Politik des fünften Kontinents.

Abbott zog in einen ideologisch gefärbten Krieg gegen den Klimaschutz. Eine erfolgreiche Klimasteuer strich er ebenso ersatzlos wie eine kleine Abgabe auf hohe Gewinne der Rohstoffindustrie. Erneuerbaren Energieformen machte die Regierung den Garaus – mit fatalen Folgen: Investitionen in diesen zuvor erfolgreichen Sektor brachen zeitweise um ganze 80 Prozent ein. Und das, obwohl in der australischen Öffentlichkeit großes Interesse an alternativen Stromquellen wie Wind- und Solarkraft besteht.

Dominanz der Skeptiker

Auch unter Abbotts Nachfolger, dem konservativen Premierminister Malcolm Turnbull, hat sich der Wind nicht gedreht. Laut John Roskam, dem Vorsitzenden der neoliberalen Denkfabrik Institute of Public Affairs (IPA), sind "mehr als 50 Prozent" der heutigen Abgeordneten der Regierung "solide Klimawandelskeptiker".

Das IPA ist eine von mehreren Organisationen, die gemeinsam mit den marktbeherrschenden Zeitungen des konservativen Medienzaren Rupert Murdoch die Glaubwürdigkeit der Klimawissenschaften in der Öffentlichkeit zu unterwandern versuchen.

Kohle ohne Ende

Davon profitiert in erster Linie die politisch einflussreiche Kohleindustrie. Selbst oberste Vertreter der Regierung wie der Schatzkanzler Scott Morrison setzen sich aktiv für ihren Ausbau ein. Kohle ist nicht nur eines der wichtigsten Exportprodukte Australiens, der fossile Brennstoff ist auch eine der Hauptquellen von klimaschädigendem CO2 in der Atmosphäre.

Der Ausstieg aus der Kohlekraft im Lauf der nächsten zwei Jahrzehnte ist Forschern zufolge eine Grundvoraussetzung dafür, das Fortschreiten des Klimawandels einzubremsen. Im australischen Bundesstaat Queensland ist indes der Bau einer der größten Kohleminen der Welt geplant. (Urs Wälterlin, 4.8.2017)