Spielen um die Medaillen: Clemens Doppler und Alexander Horst.

Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Der Moment des Wahnsinns. Spiel, Satz, Sieg.

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Wien – Der Achselschweiß rann bis zu den Zehen, der Lärmpegel am Center Court war fast so laut wie bei den Rennautos, die im Kreis fahren. Und als Clemens Doppler nach verwandeltem Matchball ungläubig eine Runde durchs Stadion drehte, brach auch aus 10.000 angespannten Zuschauern ein massiver Gefühlsschwall der Erleichterung heraus. Die Nerven! Nach einem Sieg in einem epischen Marathon-Match stehen Clemens Doppler und Alexander Horst als erstes österreichisches Team in der 20-jährigen Geschichte im Halbfinale einer Beach-Volleyball-WM. In der Runde der letzten acht besiegten sie die starken Polen Bartosz Losiak/Piotr Kantor 2:1 (-31,18,11). Ihre nächsten Gegner am Sonntag sind die Russen Wjatscheslaw Krasilnikow/Nikita Ljamin.

"Wenn man im Semifinale steht, will man eine Medaille, das ist jetzt das Ziel. Welche, ist mir jetzt nicht unbedingt egal, aber Hauptsache es wird irgendwie eine", sagte Horst nachdem er sich zuvor jubelnd minutenlang in der Sandkiste gewälzt hatte.

Emotionen

Die Disco-Superhits wechselten im Sekundentakt, der Center Court war seit 11 Uhr Vormittag gratis ausverkauft, der WM-Zirkus bleibt Attraktion, die Manege ein Glutofen. Der erste Satz war eine Nervenschlacht, Doppler/Horst vergaben acht Satzbälle , ehe die Polen ihren fünften mit einem Netzroller-Aufschlag nach 40 Minuten Spielzeit zum 33:31 verwerteten. Das war großer Sport, die Choreographien für das Party-Publikum und das Kreischen des hyperventilierenden Stadionsprechers konnten das Spiel diesmal nicht in den Hintergrund drängen. Da war alles drin: Zig Service-Fehler auf beiden Seiten, Netzroller und brutale Smashs.

Doppler/Horst waren psychisch nicht geknickt und holten sich den zweiten Satz ziemlich souverän mit 21:18. In der Entscheidung starten die Routiniers stark, gaben eine 8:3-Führung aber fast wieder aus der Hand. Dopplers Block stand aber am Ende wie eine Wand. "Ich habe gedacht, wenn wir den verlieren, dann höre ich auf. Zum Glück haben wir gewonnen", meinte Doppler, der den zweiten Matchball zum 15:11 verwertet hatte.

Das Märchen geht weiter

Ihre Halbfinalkontrahenten Krasilnikow/Ljamin warfen die US-Mitfavoriten Phil Dalhausser/Nick Lucena überraschend glatt mit 2:0 aus dem Bewerb. Gegen die erst seit heuer zusammenspielenden Sieger von zwei kleineren World-Tour-Turnieren haben die Österreicher eine 1:1-Bilanz. Anfang Juni in Moskau gab es eine glatte Niederlage, wenige Wochen später beim CEV-Masters in Baden gewann das ÖVV-Duo im Halbfinale.

Das zweite WM-Semifinale bestreiten die Brasilianer Evandro/Andre Loyola und das niederländische Wildcard-Überraschungsteam Christiaan Varenhorst/Maarten van Garderen.(Florian Vetter, 5.8.2017)

Ergebnis Beach-Volleyball-WM in Wien vom Samstag:

Clemens Doppler/Alexander Horst (AUT-12) – Bartosz Losiak/Piotr Kantor (POL-7) 2:1 (-31,18,11)