Die in Wien für Kindergärten zuständige MA 11 prüft rechtliche Schritte gegen die Vorwürfe des Islamwissenschafters Ednan Aslan.

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Wien – Der Streit zwischen dem Islamwissenschafter und Autor der aktuell von der Österreichischen Agentur für wissenschaftliche Integrität (Oeawi) geprüften Studie zu Islamkindergärten in Wien, Ednan Aslan, und der Stadt Wien geht in die nächste Runde.

Aslan hatte vergangene Woche schwere Vorwürfe gegen die Stadt erhoben. Denn laut Aslan setzen Beamte der für Kindergärten zuständigen Magistratsabteilung 11 (MA 11) eine ehemalige Mitarbeiterin Aslans unter Druck, um "Einfluss auf das Prüfverfahren" zu nehmen. Der Islamwissenschafter stellte zudem den Vorwurf der Manipulation von Aktenvermerken in den Raum.

Am Montag schlug die MA 11 zurück. "Die MA 11 hat die Vorwürfe bereits zurückgewiesen", heißt es aus dem Büro des zuständigen Integrationsstadtrats Jürgen Czernohorszky (SPÖ). Nun prüfe die Behörde selbst rechtliche Schritte gegen Aslan. "Es sind schwerwiegende Vorwürfe, die Ednan Aslan gegen die MA 11 erhoben hat", sagt ein Sprecher auf Anfrage des STANDARD. "Diese kann man eigentlich nicht auf sich sitzen lassen. Die MA 11 prüft, was sie dem – auch rechtlich – entgegensetzen kann."

Warten auf Aslan-Stellungnahme

Ebenfalls am Montag veröffentlichte die Oeawi eine erste Zwischenbilanz zum Prüfverfahren in der Causa Islamkindergärten-Studie. Man habe Aslan die Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben, dieser habe eine "zeitnahe" Antwort versprochen, aber noch nicht eingereicht. Selbiges gelte für das Außenministerium, heißt es in der Stellungnahme des Oeawi.

Die Kommission habe zudem Kontakt zu potenziellen Gutachtern aufgenommen. Dabei handelt sich um Experten für "Früh- beziehungsweise Elementarpädagogik, islamische Religionspädagogik sowie Wissenschaftssoziologie". Wobei letztere mögliche Gutachter mit einem Fokus "auf Fragen der Regeln guter wissenschaftlicher Praxis im Bereich der wissenschaftlichen Politikberatung" seien.

Start erst im Herbst

Einige der angefragten Experten hätten bereits ihre Mitwirkung am Prüfverfahren zugesagt, "zum Teil haben sie sich Bedenkzeit erbeten, bis sie aus dem Urlaub zurückgekehrt sind und sich mit der Angelegenheit näher vertraut machen können", schreibt die Oeawi.

Die Gutachter werden ihre Arbeit allerdings zum überwiegenden Teil erst Anfang September aufnehmen können. Daher werden ihre Gutachten erst Mitte Oktober vorliegen. Erst dann will die eingesetzte Kommission "umgehend" ihre Stellungnahme erarbeiten und diese der Universität Wien zuleiten.

Weiters hielt die Kommission erneut fest, dass sie es nicht als ihre Aufgabe ansieht, das Verhalten der Ministeriumsmitarbeiter und der politisch Verantwortlichen zu bewerten. "Die Universität Wien hat die Kommission gebeten, sie bei der Beantwortung der Frage zu unterstützen, ob Herrn Univ.-Prof. Dr. Ednan Aslan wissenschaftliches Fehlverhalten vorzuwerfen ist", stellt die Oeawi klar. Daher befasse man sich nur mit den aus Sicht der Wissenschaft relevanten Aspekten des Vorgangs. Was mit der Stellungnahme der Oeawi passieren soll, lässt die Agentur ebenfalls offen.

Uni Wien wartet ab

Ob Aslan gegen die Regeln der "guten wissenschaftlichen Praxis" verstoßen habe, müsse allein die Uni Wien entscheiden. Die Uni Wien wartet die Ergebnisse der Überprüfung ab und wird vor einer "Einschätzung der Kommission" keine Spekulationen anstellen.

Mögliche Konsequenzen würden davon abhängen, ob überhaupt ein Fehlverhalten und allenfalls in welcher Form dieses festgestellt würde. Es gebe "verschiedene Stufen", die unterschiedlich zu beurteilen wären, heißt es auf Anfrage des STANDARD.

Wiener Studie im Herbst

Aslan arbeitet derzeit auch an einer von der Stadt Wien in Auftrag gegebenen Studie, die sich ebenfalls mit Islamkindergärten befasst. Diese soll aller Voraussicht nach im Herbst präsentiert werden – und damit wohl noch vor dem Ergebnis der Prüfungskommission. "Wir gehen davon aus, dass die Studie, die von sechs Wissenschaftern gemacht wird, allen wissenschaftlichen Standards entsprechen wird", heißt es aus dem Stadtratsbüro von Czernohorszky. (Oona Kroisleitner, 7.8.2017)