Die Vorstellung, dass einem das eigene Kind, der eigene Sohn im Alter von 19 Jahren genommen wird, weil eine stupide Marschübung bei Bruthitze angeordnet und nicht rechtzeitig auf die schweren Symptome geachtet wird, ist unerträglich.

Der junge Wehrpflichtige, dessen Überhitzung offensichtlich von den Vorgesetzten zunächst nicht zur Kenntnis genommen, bagatellisiert und schließlich unzureichend behandelt wurde, ist für nichts und wieder nichts gestorben. Wir leben im tiefsten Frieden. Körperliche Ertüchtigung ist auch anders möglich. Das österreichische Bundesheer ist eine kleine Armee eines Kleinstaates, den niemand bedroht. Es ist die Armee einer Demokratie, nicht die einer Nazidiktatur wie die deutsche Wehrmacht oder eines autoritären, rücksichtslosen Systems wie Russland oder der Türkei, wo der Wehrdienst gefürchtet ist. Wer will seinen Sohn einer solchen Institution anvertrauen, wenn er damit rechnen muss, dass blanke Inkompetenz und vielleicht Sadismus dessen Leben gefährden? Soll man die jungen Leute ermuntern, notfalls Befehle zu verweigern?

Eine Sonderkommission soll jetzt die "Überprüfung sämtlicher relevanter Ausbildungsvorschriften vornehmen, um Defizite zu eruieren und Verbesserungen umzusetzen", heißt es in einer Aussendung des Verteidigungsministeriums. Gewiss, gewiss. Aber es kommt auf das Klima in der Einheit an. Und auf die Führung. (Hans Rauscher, 9.8.2017)