Wien – Mit der Grammatik ist das so eine Sache: Schon die deutsche ist nicht ganz einfach, wenn's dann an Fremdwörter geht, na, umso schwieriger. Da stolpern mitunter auch Amtspersonen – und veramtlichen Fehler quasi.

Anschauungsmaterial dafür gibt es: im Dokument der Dokumente, dem österreichischen Reisepass. Dort sind als Kopfzeile die Wörter "Sichtvermerke/Visas" zu lesen, und (nicht nur) jeder Lateiner weiß, dass es Visas nicht gibt. "Das Visum, abgeleitet aus lat. visum, 2. Partizip von videre=sehen, hat zwei Pluralformen: Visa und Visen. Da Visa bereits der Plural ist, ist Visas als doppelter Plural falsch", erteilte die Rektorin der Akademie der bildenden Künste Wien, Eva Blimlinger, Innenminister Wolfgang Sobotka (AHS-Lehrer) eine Lektion.

Per E-Mail bittet sie um Änderung "in den nächsten Vorlagen für österreichische Reisepässe", das sei ja auch ganz im Sinne einer "soliden Bildung" österreichischer Staatsbürger. Sobotkas Reaktion ist nicht überliefert. Wahrscheinlich dachte er: "Veni, vidi, visa". (gra, 10.8.2017)