Immobilienentwicklerin Wienwert hat einen Syndikatsvertrag mit einem Fonds geschlossen, der beim Finanzieren helfen soll.

WIENWERT AG

Wien – Die Immobilienentwicklungsgesellschaft Wienwert AG, die gerade turbulente Zeiten durchmacht, hat sich einen Finanzier an Bord geholt. Am Sonntag gab das Unternehmen bekannt, man habe "mit einem staatlichen Pensionsfonds aus der EU" einen Syndikatsvertrag abgeschlossen. Der Plan sei, alle künftigen Immobilienkäufe fifty-fifty mit ihm zu finanzieren. Man werde sich an den jeweiligen Projektgesellschaften zu je 50 Prozent beteiligen. Wer der Fonds ist, verriet die Gruppe unter Berufung auf Vertraulichkeitspflichten nicht.

Recherchen des STANDARD haben ergeben, dass es sich dabei – notabene: indirekt über den luxemburgischen Fonds Wohnen Plus SCS – um die österreichische Bundespensionskasse handelt. Sie gehört der Republik Österreich und ist für die Zusatzpensionen von Bundesbediensteten und Mitarbeitern bundesnaher Unternehmen sowie von Landeslehrern zuständig. Das Unternehmen hat per Ende 2016 ein Vermögen von 790 Millionen Euro verwaltet.

Umwidmung

Schon am Mittwoch gab die Wienwert AG dann bekannt, in Wien-Floridsdorf die ersten zwei Immobilien gemäß der neuen Finanzierungsstruktur um 22 Mio. Euro angekauft zu haben. Dass eines der Grundstücke (Preis: rund sieben Mio. Euro) nicht für Wohnbau gewidmet ist, ficht Wienwert-Chef Stefan Gruze nicht an, er gehe "fix von einer Umwidmung" aus.

Zur Erinnerung: Gemäß Finanzmarktaufsicht FMA stellt die Wienwert AG, die gerade eine Anleihe von fünf Mio. Euro (5,25 Prozent) zur Zeichnung aufliegen hat, seine Finanzen zu rosig dar. Man vermisse Hinweise darauf, dass eine Investition in die Wienwert AG indirekt auch eine in deren Mutter WW Holding AG darstelle und die ist finanziell angeschlagen, sagt die FMA sinngemäß.

Die WW Holding (hieß vor dem Umbau der Gruppe Wienwert Immobilien Finanz AG) hatte Ende 2016 ein negatives Eigenkapital von 27,5 Mio. Euro. Mehr Zahlen gibt es noch nicht, denn die Holding hat noch immer keine Bilanz für 2016 gelegt. Laut Unternehmensvorstand Gruze ist das u. a. auf "Urlaube und Krankenstände beim Wirtschaftsprüfer" zurückzuführen, bis Ende August werde man die testierte Bilanz vorlegen.

Diesbezügliche Bedenken von Marktexperten wischt er vom Tisch: "Ich gehe fest von einer positiven Fortbestandsprognose für die Holding aus", erklärt er im Gespräch mit dem STANDARD.

Hoher Markenwert

Allerdings wird auch die Qualität der Eigenkapitalausstattung der Wienwert AG (fünf Mio. Euro) im Markt hinterfragt. Nur 1,8 Mio. Euro davon entfallen auf Cash, 3,2 Mio. Euro auf den Markenrechtswert. Der basiere auf mehrfach überprüften Gutachten, sagt Wienwert-Chef Gruze dazu.

Grundsätzlich verfolgt die private Immogruppe (sie gehört indirekt u. a. ihren Gründern Wolfgang Sedelmayer und Nikos Bakirzoglu) das Ziel, ihren Wert in den nächsten 18 Monaten auf rund 100 Millionen Euro zu steigern, und dann an die Börse zu gehen oder Investoren mit 40, 50 Prozent ins Boot zu holen. Geht der Plan auf, könnte man so die Lücke der "alten" Wienwert schließen.

Gute Kontakte zur Stadt Wien, in der man mit der Entwicklung von Immobilien gemäß neuer (Werbe-)Strategie "leistbares Wohnen" ermöglichen will, sollen dabei helfen. Wienwert hat 2017 einen Beirat installieren lassen, den Gruze als "reines Kommunikationsinstrument zum Netzwerken" bezeichnet. Schließlich müsse er "viele Gespräche in der Stadt Wien" führen. Die Beiratsmitglieder: Godwin Schuster (SPÖ, bis Ende 2015 Erster Vorsitzender des Wiener Gemeinderats), Alois Mayer (SPÖ, bis Ende 2015 im Wiener Gemeinderat) und Peter Korecky, bis Ende 2016 Vizechef der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst. Und da schließt sich ein Kreis: Korecky sitzt im Aufsichtsrat der Bundespensionskasse.

Diese betont aber, weder Anleihen noch Beteiligungen oder Finanzierungen der Wienwert zu halten. Ein Manager der Bundespensionskasse erklärt es so: Bei einer Veranlagung der staatlichen Pensionskasse in einen Immobilienfonds sei auch die Wienwert AG beteiligt. Und da habe der externe Fondsmanager eben einen Syndikatsvertrag mit der Wienwert AG abgeschlossen. (Renate Graber, 11.8.2017)