Wien/Burgenland – Das Problem ist ja nicht, dass es keine Auswahl gäbe. Ganz im Gegenteil. Elektrifizierte Zweiräder gibt es wie den sprichwörtlichen Sand am Meer. Trials, Enduros, Scooter, Motorräder, Trikes und Quads. Vom Format eines Mopeds über die, die sich wie der Johammer als mobiles Designstück verstehen, bis hin zu denen, die wirklich gern ein Motorrad wären. Das Problem liegt vielmehr darin, dass die meisten dieser E-Zweiräder fahren, dass man auf einem Motorrad aus den 1960er-Jahren von der Bissigkeit der Bremsen und der Steifheit des Rahmens schwärmt.
Einige Hersteller greifen gar ins Fahrradregal, wenn sie nach den idealen Bremsen und Dämpfern für ihr E-Motorrad suchen. Radnabenmotoren sind zwar günstig, haben aber den Nachteil, eine große ungefederte Masse zu sein. Und kurz bevor die Verzweiflung der Resignation weichen wollte, trat 2012 BMW auf den Plan und stellte einen E-Scooter vor, der zwei Jahre später in Serie ging und heuer in einer überarbeiteten Version daherkommt: C evolution.
Der E-Scooter war zum Start unglaublich teuer, superschwer und hatte eine Reichweite von gerade einmal 100 Kilometern – aber er fuhr; wie eine BMW fahren muss; und das mit dem Code 111.
Der Code 111 ist ein Zusatz, der B-Schein-Besitzern nach kurzer Schulung erlaubt, ein Motorrad bis 11 kW, also eine 125er, zu fahren. Weil die BMW C evolution ja wirklich nur eine Nennleistung von 11 kW hatte, genügte also der Führerschein A1, wie er heißt.
Gleichzeitig hat der C evolution aber ein Drehmoment von 72 Newtonmetern. Das ist mehr, als die aktuellen 600 Kubikzentimeter großen Supersportler haben. Außerdem kann man bei E-Antrieben das System ein wenig überlasten, was einer kurz abrufbaren Maximalleistung von 35 kW, also fast 50 PS, entspricht.
Kurzum, es ist gut, dass die Stabilitätskontrolle ständig aufpasst, sonst könnte einem Ungeübten, aber Befähigten passieren, dass er statt eines Ampelstarts ein Burn-out samt Kringerl und Notstoppsturz hinlegt. Mit der wachenden Elektronik gibt es auch gleich vier Fahrmodi, von Eco-Pro bis Dynamic.
Seit heuer gibt es mit einem neuen 94-Ah-Akkupaket auch einen C evolution Longe Range. Der hat mit 19 kW, 26 PS, mehr Leistung, regelt erst bei 129 km/h ab und schafft 160 Kilometer mit einer Ladung. Aufgeladen ist er in rund fünf Stunden.
Also ist jetzt endlich alles gut und die E-Mobilität auf zwei Rädern angekommen? Nun ja, der normale C evolution kostet 14.100 Euro, der Lange gar 15.563 Euro. (Guido Gluschitsch, 17.8.2017)