Ein Rettungseinsatz vor der libyschen Küste im Herbst 2016.

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Regensburg/Wien – Eigentlich will die rechtsextreme Mission "Defend Europe", mit Österreichern an Bord, im Mittelmeer Flüchtlinge an der Überfahrt nach Europa hindern und dazu NGO-Schiffe blockieren. Nun erlitt die von den "Identitären" gecharterte "C-Star" aber offenbar einen Maschinenschaden und ausgerechnet eine Hilfsorganisation soll am Freitag von der EU-Mission Sophia beauftragt worden sein, ihnen zu helfen.

Ein Sprecher der EUNAVFOR MED Operation Sophia hätte die deutsche Nichtregierungsorganisation (NGO) Sea-Eye am Freitagvormittag informiert, dass die "C-Star" mit "einem Maschinenschaden manövrierunfähig und der Hilfe bedürftig sei", berichtete die NGO in einer Aussendung. Der Sea-Eye-Kutter, hieß es weiter, sei aufgrund ihrer geografischen Nähe damit beauftragt worden, den "Identitären" zur Hilfe zu kommen, und habe sich auf den Weg gemacht. Ein Sprecher der EU-Mission Sophia bestätigte indes, dass die C-Star-Crew mit österreichischer Beteiligung das technische Gebrechen meldete.

Die Aktivisten der "C-Star" schrieben auf dem Kurznachrichtendienst Twitter: Das Schiff habe "gerade technische Probleme. Wir arbeiten an der Lösung. Es ist kein Notfall". Der Hauptmotor sei gestoppt worden und das Schiff gelte somit als "nicht unter Kontrolle". Entsprechende Informationen seien an Schiffe in der Nähe mitgeilt worden. Die Aktivisten haben auch die Hilfe der NGO Sea-Eye verweigert. Das teilte die deutsche Hilfsorganisation am Freitagnachmittag mit.

Scharfe Kritik an C-Star

Die Rechtsextremen "Identitären", die u.a. auch in Österreich vom Verfassungsschutz beobachtet werden, machen seit mehreren Wochen im Mittelmeer Druck auf Flüchtlings-Retter, denen sie "Menschenhandel" vorwerfen. Erst vor wenigen Tagen verfolgten sie ein Schiff der beiden Hilfsorganisationen Ärzte ohne Grenzen und SOS Mediterranee (SOS Mittelmeer). Die Identitäre Bewegung hat auch in Frankreich, Italien und der Schweiz Anhänger.

Der Vorsitzende von Sea-Eye, Michael Buschheuer, erklärte laut der Aussendung: "In Seenot Geratenen zu helfen, ist die Pflicht eines jeden, der auf See ist – unterschiedslos zu seiner Herkunft, Hautfarbe, Religion oder Gesinnung." Ein Sprecher von Sea-Eye übte laut Nachrichtenagentur AFP aber scharfe Kritik an den Zielen der "C-Star"-Aktivisten. Ihnen gehe es um ein "groß angelegtes Propaganda-Manöver" gegen Flüchtlinge und ihre Helfer im Mittelmeer. Sie beschränkten sich einseitig auf die Forderung, die Menschen zurück nach Afrika zu bringen.

Der Sea-Eye-Sprecher kritisierte zudem die jüngste Drohung Libyens, gegen Flüchtlingshelfer vor der eigenen Küste vorzugehen. Die rechtsextremen Aktivisten hatten die libysche Ankündigung dagegen auf Twitter als "Sieg für die Verteidigung Europas" bezeichnet. (APA, red, 11.8.2017)