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In der Stadt Kisumu, einer Hochburg von Wahlverlierer Odinga, ging die Polizei gegen Demonstranten vor.

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Nairobi – Nach der kenianischen Präsidentschaftswahl ist es wie befürchtet zu blutigen Zusammenstößen von Demonstranten und Polizei gekommen. Menschenrechtler melden viele Tote und kritisieren das harte Vorgehen der Sicherheitskräfte. Über die Zahl der Todesopfer gibt es äußerst widersprüchliche Aussagen.

Mindestens 24 Menschen seien getötet worden. 17 davon seien in der Hauptstadt Nairobi ums Leben gekommen, sagte die Leiterin der kenianischen Menschenrechtskommission, Kagwiria Mbogori, am Samstag. Einige seien von Polizisten erschossen worden. Sicherheitskräfte hätten "unverhältnismäßige Gewalt" angewandt, kritisierte sie.

Die Opposition hatte zuvor erklärt, dass mehr als 100 Menschen getötet worden seien. Darunter seien auch zehn Kinder, sagte ein hochrangiger Oppositionsvertreter am Samstag.

Die gewaltsamen Ausschreitungen seien von der Polizei provoziert worden, kritisierte James Orengo von einem Oppositionsbündnis vor Journalisten. Kenyattas Gegner ließen sich aber nicht durch das harte Durchgreifen der Polizei einschüchtern, hieß es auf der Pressekonferenz weiter.

Proteste in Oppositionshochburgen

Im Fernsehen waren Bilder von bewaffneten Polizeieinheiten zu sehen, die unterstützt von Wasserwerfern durch die Straßen von Kibera, einem weiteren Armenviertel in Nairobi zogen. Auch in anderen Orten kam es zu Protesten, darunter im westlichen Kisumu, ebenfalls einer Hochburg von Kenyattas Herausforderer Raila Odinga. Dort wurde nach Angaben eines Regierungsvertreters ein Mann getötet. Zehn Menschen wurden mit Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert, teilte das Hospital mit.

Odinga hatte zuvor über Wahlmanipulationen geklagt. Seine Partei bezeichnete das Ergebnis der Abstimmung vom Dienstag als Farce. Zugleich kündigte sie einen Verzicht auf eine Anfechtung der Wahl vor einem Gericht an. Stattdessen deutete ein Odinga-Vertrauter weitere Massenproteste an. "Vor Gericht zu ziehen, ist keine Option. Wir haben das bereits früher versucht", sagte der Odinga-Vertraute James Orengo. Die zentrale kenianische Wahlbeobachtungsorganisation Elog wies die Vorwürfe der Wahlmanipulation am Samstag zurück. Sie habe keine Belege für vorsätzliche Manipulationen gefunden. Auch internationale Beobachter waren zu der Einschätzung gelangt, dass die Wahl ohne Unregelmäßigkeiten ablief.

Mehr als 54 Prozent für Kenyatta

Die Wahlkommission hatte am Freitagabend das offizielle Endergebnis der Abstimmung bekanntgegeben. Demnach entfielen auf Kenyatta 54,27 Prozent der Stimmen, Odinga kam auf 44,74 Prozent.

Kenyatta streckte seinem politischen Gegner die Hand aus. "Wir sind keine Feinde, wir sind alle Bürger derselben Republik", erklärte er nach Verkündung des Wahlergebnisses. Zugleich forderte er die Bürger zu nationaler Einheit, Frieden und Harmonie auf.

"Es gibt keinen Grund für Gewalt", sagte Kenyatta. Er strebe eine Zusammenarbeit an, "so dass wir diese Nation gemeinsam aufbauen können". Die Tageszeitung "Daily Nation" ermahnte den Staatschef, er müsse in Zukunft – "anders als in seiner ersten Amtszeit" – bei der Regierungsbildung alle einschließen.

Der 55-jährige Präsident Uhuru Kenyatta ist der Sohn des ersten kenianischen Präsidenten nach der Unabhängigkeit von Großbritannien, Jomo Kenyatta, der von 1964 bis 1978 im Amt war. Kenyattas Herausforderer Odinga bewarb sich zum vierten Mal um das höchste Staatsamt. Der 72-Jährige entstammt der Minderheits-Volksgruppe der Luo. In den vergangenen Jahren warf Odinga seinen politischen Gegnern immer wieder Manipulationen von Wahlergebnissen vor, die Luo fühlen sich seit Jahrzehnten benachteiligt. (APA, 12.8.2017)