Anstelle von Kickertischen und Schlafplätzen im Büro sollten Start-up-Firmen nach Auffassung des Berliner IT-Experten und Unternehmers Dirk Owerfeldt lieber flexible Arbeitszeiten und Teilzeit anbieten sowie Elternzeit auch für Männer akzeptieren.

"Es macht doch keinen Sinn, die motivierten, hochqualifizierten Mitarbeiter durch 14-Stunden-Tage regelrecht auszupressen", sagte Owerfeldt der Nachrichtenagentur AFP. Stattdessen sollten Start-ups, die langfristig erfolgreich sein wollten, schon in der Gründungsphase darauf achten, einen geregelten Arbeitstag für möglichst viele Mitarbeiter anzubieten.

Die Start-up-Branche müsse das Thema Work-Life-Balance "endlich ernst nehmen", forderte Owerfeldt, Initiator, Gründer und Geschäftsführer des Start-ups Gastrofix, das Software-Module für Gastronomiebetriebe und Hotels anbietet und ein cloudbasiertes Kassensystem für das iPad von Apple entwickelte.

Burnout tabuisiert

In der Start-up-Szene werde nach dem Motto "Start-upper kennen keinen Schmerz" gelebt, das Thema Burnout werde "vehement tabuisiert", kritisierte er. Dies müsse endlich aufhören.

Ihm sei bewusst, dass es gerade für junge Unternehmen nicht immer einfach sei, auf eine bessere Ausgewogenheit von Beruf und Privatleben zu achten. "Trotzdem sollten Überstunden grundsätzlich eher die Ausnahme und nicht die Regel sein", empfahl Owerfeldt, der bereits an verschiedenen Unternehmensgründungen beteiligt war und viele Start-ups und mittelständische Unternehmen bei Projekten begleitete. Mit attraktiven Arbeitsbedingungen könne die Branche auch dem zunehmenden Fachkräftemangel entgegenwirken, erklärte der 48-Jährige.

Die Strategie vieler hipper Start-ups, durch Wohlfühlmaßnahmen wie Tischfußball oder Schwimmbäder "Arbeit und Freizeit ihrer Mitarbeiter zu verschmelzen", sei "fragwürdig". Stattdessen sollten Mitarbeiter "konzentriert, selbstbestimmt und verantwortungsvoll arbeiten – und dann gefälligst nach Hause gehen und abschalten". Eine Geschäftsidee müsse sich auch erfolgreich durchsetzen lassen, "ohne die Mitarbeiter auszuquetschen wie Zitronen. Sonst hat man als Gründer versagt." (APA, 13.8.2017)