In welcher Galaxie kickt Neymar?

Foto: APA/AFP/FRED TANNEAU

Guingamp/Paris – Neymar – das "Phänomen". Das sehnsüchtig erwartete Debüt des brasilianischen Superstars für Paris Saint-Germain hat in Frankreich Jubelstürme ausgelöst. "Der Stern Neymar glänzt von Anfang an mit PSG", schrieb die Zeitung "Le Figaro" nach dem 3:0-Auswärtssieg bei EA Guingamp – und sprach von einer "Traum-Premiere" des um 222 Millionen Euro Ablöse geholten Olympiasiegers.

Die Sportzeitung "L'Equipe" resümierte indes am Montag, Neymar habe sich bereits in seinem ersten Match "als Meister des Pariser Spiels profiliert". Selbst der Trainer der unterlegenen Bretonen, Antoine Kombouare, sagte: "Es ist lange her, dass ich so ein Phänomen gesehen habe." Neymar gebe das Tempo vor und habe seine Mitspieler mitgerissen: "Ich habe einen großen (Angel) Di Maria, einen großen (Edinson) Cavani gesehen (...). Das bringt viel mehr Konkurrenz, die Spieler strengen sich mehr an." Neymar selbst versicherte anschließend, er fühle sich in Paris schon "wie zuhause".

Lob für das Team

Der teuerste Spieler der Welt traf am Sonntagabend nicht nur selbst zum 3:0 (82.), sondern hatte zuvor auch das 2:0 von Cavani aufgelegt (62.). Die Pariser 1:0-Führung resultierte aus einem Eigentor von Guingamp-Spieler Jordan Ikoko (52.). Mit dem zweiten Sieg im zweiten Meisterschaftsspiel liegen die Pariser weiter gleichauf mit Tabellenführer Olympique Lyon.

PSG-Trainer Unai Emery gab sich alle Mühe, Neymar nicht zu sehr zu loben: Der Brasilianer bringe "ein Plus" für das Team, sagte er. "Das Team hat gut gespielt, wir haben ein großes Match gemacht", resümierte Neymar im Sender Canal+. "Die Leute denken, Barca zu verlassen sei zu sterben, aber nein, es ist das Gegenteil", versicherte der 25-Jährige. "Ich bin lebendiger denn je, ich spiele, ich bin sehr zufrieden, und der Fußball ist der gleiche."

Nach dem Spektakel um Neymars Wechsel vom FC Barcelona, den kontroversen Debatten um die wahnwitzige Rekordablösesumme und seine wegen fehlender Transferunterlagen verzögerte Premiere in der Ligue 1 waren die Erwartungen riesig. Die 222 Millionen nahmen einige Fans von Guingamp mit Humor. Sie machten sich einen Spaß mit dem Rekordmann und rechneten die Ablösesumme für den Brasilianer auf einem Transparent kurzerhand in Getränke um: "Neymar = 44.400.000 Bier, Nasser deine Runde!" – eine augenzwinkernde Aufforderung an den superreichen PSG-Chef Nasser al-Chelaifi aus Katar.

Ein Außerirdischer

Es barg eine gewisse Ironie, dass Neymar ausgerechnet beim bretonischen Club En Avant Guingamp das erste Mal für den Vizemeister aus Paris auflief. Ein Sinnbild für den Alltag in der französischen Liga, während Neymars bisheriger Arbeitgeber am gleichen Abend im Supercup-Hinspiel Real Madrid empfing. Die Gemeinde Guingamp zählt gerade 7.000 Einwohner, das Stadion fasst etwas mehr als 18.000 Zuschauer – und es war bis auf den letzten Platz gefüllt, Besucherrekord!

"Für einen Club wie Guingamp ist das ein Außerirdischer, der im Roudourou-Stadion landet", sagte ein Fan des Gastgebers der Zeitung "Le Figaro". "Das erscheint ein bisschen verrückt. Wir sind in der gleichen Meisterschaft, aber wir sind nicht in der gleichen Galaxie."

"0:3 – damit stehen wir noch gut da", meinte Lucas Deaux, Mittelfeldspieler bei Guingamp, nach dem Match. "Ich denke, die Pariser haben ein gutes Geschäft gemacht, Neymar für 200 Millionen zu nehmen. Ich bin sprachlos. Wenn er bei 100 Prozent ist und die Automatismen mit seinen Partnern findet, wird das wirklich außergewöhnlich." (APA, 14.8.2017)