Erlebnisorientierte Anhänger gibt es natürlich beileibe nicht nur bei Rapid Wien. Erst letzte Woche sorgten jene von Blau-Weiß Linz und der SV Ried nach einem Match in der Ersten Liga für Krawalle. Nirgendwo anders als im Umfeld der Hütteldorfer jedoch finden sich Problemfans in derart großer Zahl – ein Fluch der Popularität von Österreichs beliebtestem Fußballklub. Und: Kaum woanders machen sie in derartiger Regelmäßigkeit von sich reden.

Vier Runden jung ist die neue Bundesliga-Saison erst, und schon zwei Matches mit Rapid-Beteiligung mussten wegen Ausschreitungen unterbrochen werden. Am Sonntag stiegen im sonst so beschaulichen Stadion von Admira Wacker Flugobjekte aus dem erhitzten Block der grün-weißen Schlachtenbummler: Man war mit der Leistung der eigenen Elf unzufrieden.

Und hier ist das Problem. Ein bestimmter Teil der organisierten Anhängerschaft hat bei Rapid zu viel mitzureden. Oder glaubt das zumindest. Daraus wird das Recht abgeleitet, nach Gutdünken tatkräftig tätig zu werden. Als der Klub im Frühjahr im Abstiegskampf zu versinken drohte, gaben die "Ultras Rapid" in einer Aussendung bekannt, den Mannschaftsbus nach einer Niederlage in Ried von der Autobahn geholt zu haben, um den Spielern "die Leviten zu lesen".

Dem Einreißen solcher Unsitten hat der Verein in den vergangenen Jahren Vorschub geleistet. Und zwar durch Untätigkeit. Der Eindruck, Rapid würde trotz Verfehlungen gegenüber Teilen des eigenen Anhangs einen Kuschelkurs fahren, verfestigt sich. Verbale Distanzierungen wirken zu oft wie Pflichtübungen, die Suche nach einem Außenfeind feiert ungute Urständ. Das ist fatal. Einzufordern sind im Gegenteil sicht- und spürbare Konsequenzen.

Übrigens auch für einen Cheftrainer, der auf eine Provokation mit der Geste des Anspuckens reagiert, da eine solche "in seinem Kulturkreis" verbreitet sei. Rapid ist nicht anders, der Glaube an einen auf Größe gegründeten Exzeptionalismus ist fehl am Platz. Der Worte sind genug gewechselt. (Michael Robausch, 15.8.2018)