Ein Trio mit dem Hang zu spontaner Musikerzeugung: Schlagzeuger Alex Deutsch, Bassist Oliver Steger und der Saxofonist Ulrich Drechsler (v.li) bereisen nun wieder Österreich.

Foto: Max Parovsky

Wien – Die Geschichte ist nicht jung, sie kreist immerhin um die Entstehung des Trios, also etwa um das Jahr 2002. Allerdings ist sie charakteristisch für das Café Drechsler, passt zu den drei Individualisten und deren Musizierhaltung, die dem Zufall Raum gewährt: Es gingen also Schlagzeuger Alex Deutsch, Bassist Oliver Steger und der Saxofonist Ulrich Drechsler ins Studio. Sie jammten und bekamen hernach vom Tontechniker eine CD mit dem Sessioninhalt. Sogar ein Cover war überraschenderweise entworfen. Es zeigte ein Foto des Café Drechsler an der Wienzeile – Verweis auf den Namen des Saxofonisten.

Alex Deutsch fand den Namen passend. Da blieb der Band nur noch, einen 90-jährigen Herrn zu bitten, sie sich nach seinem Kaffeehaus benennen zu dürfen. Es war nicht einfach, ein Getränk gab schließlich den Ausschlag: Deutsch schlug vor, 50 CDs einen Gutschein beizulegen, der dazu berechtigen würde, im Café Drechsler eine Melange zu konsumieren.

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Der alte Herr, Engelbert Drechsler, der 2015 starb, schien kurz durchzurechnen und "konnte mit der Idee dann doch etwas anfangen", so Deutsch. So folgte für das Trio, das diverse elektronische Club-Sounds dynamisch und mit Jazzbeimischung in akustische Formate transferierte, mit besagtem Namen eine Zeit schöner Erfolge. Nun – nach zehnjähriger Pause – sollten die Zeiten wieder mit der Einspielung And Now ... Boogie! anbrechen. Es wurde eine substanzvolle und atmosphärisch starke Energiemusik produziert, die etwa auch beim Jazzfestival in Saalfelden erschallen wird.

Kein Grübeln

Das Material sei – getreu der alten Methode – nicht Folge epischen Grübelns am Komponiertisch. Das Trio sei wieder "unbelastet für Sessions ins Studio gegangen", so Steger. Danach wurde nur da ein bisschen entschlackt und dort mit Overdubs etwas angereichert. Das war's. "Ich sehe zwei Zugänge", so Drechsler: "Die einen nehmen den kompositorischen Einfall sehr ernst. Die anderen sind Improvisatoren wie wir. Bei uns geht es eher darum, dass einem die Ideen quasi zufallen – und nicht einfallen. Und: Gute Resultate brauchen nicht immer viel Zeit."

Deutsch hat dazu Belege: "Wir haben keinen Proberaum, denn wir proben nicht." Damit solch ein Zugang – besonders auch live – zu dringlicher Musik führt, muss die interne Kommunikation allerdings schon speziell sein. "Es ist wichtig zu erkennen, wenn Wesentliches passiert", so Steger. Deutsch ergänzt. "Wir haben eine Art kollektives Bewusstsein als Band, was nicht alltäglich ist. Es ist ein über das eigene Ego hinausragendes Verstehen, ein Bandbewusstsein, das erkennt, wenn wir an einer Sache energetisch dran sind. Es muss dann nichts besprochen werden, es müssen keine Zeichen gegeben werden: Wir haben die Disziplin, an dem Entstehenden dranzubleiben."

Alle drei wichtig

Das sei von Beginn an so gewesen, und die zehn Jahre Pause hätten nichts verändert, obwohl sie nötig waren: "Es gab Meinungsverschiedenheiten, es war alles sehr intensiv. Jeder hat wohl etwas Eigenes versuchen müssen. Die Pause war nötig", so Steger.

Differenzen treten heute auf, so es um den Stellenwert des eigenen Musikbeitrags geht. Drechsler findet, Steger und Deutsch hätten den Hauptanteil an dem Projekt. Deutsch findet, Drechsler untertreibe, "alle drei haben den gleichen Anteil". Er habe, wendet Drechsler ein, "am wenigsten getan", er sei nur "die Kirsche auf der Torte". Eine Kirsche sei aber sehr wichtig, so Steger.

Hier lassen wir die drei besser allein. Es gilt letztlich, sich bei Konzerten ein Urteil über das Gewicht des jeweiligen individuellen Beitrags im Trio zu bilden. (Ljubiša Tošic, 16.8.2017)