Soldaten der kolumbianischen Armee Die Mitglieder der Farc-Guerilla haben ihre Waffen abgegeben.

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Bogotá/Wien – Es ist der Beginn einer "neuen Ära", wenn man den Worten des kolumbianischen Präsidenten Juan Manuel Santos Glauben schenkt: Ein schlichter weißer Container mit der Aufschrift "UN" (Vereinte Nationen) hat am Dienstag ein Entwaffnungszentrum bei Fonseca im Norden Kolumbiens verlassen – und mit ihm die letzten Waffen der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (Farc). Das Land, so Santos, sagt "Adiós" zu den Waffen der Farc.

Damit hat ein über 50 Jahre andauernder Konflikt zwischen der kolumbianischen Regierung und der linken Guerillabewegung ein Ende gefunden, der über 220.000 Leben gefordert und rund sieben Millionen Menschen in die Flucht getrieben hat.

Die Farc kontrollierte in ihrer Blütezeit weite Teile Kolumbiens und schaffte es, ihre Macht durch Bündnisse mit Drogenkartellen, Entführung und Erpressung zu festigen. Regelmäßig wurden von Amnesty International oder Human Rights Watch Vorwürfe wegen Menschenrechtsverletzungen gegen sie erhoben – beispielsweise sollen rund 9000 Kinder von der Gruppierung zwangsrekrutiert worden sein.

Auf die jahrzehntelangen Kämpfe folgten vier Jahre Verhandlungen und schließlich im Juni 2016 ein Waffenstillstand. Dabei erklärten sich die Kämpfer einverstanden, innerhalb von 180 Tagen alle Waffen an die Vereinten Nationen abzugeben.

Schätzungsweise 7000 Farc-Mitglieder sind verblieben und sollen jetzt schrittweise wieder in die Gesellschaft eingegliedert werden. Trotz des Friedensnobelpreises für Santos 2016 und internationalen Lobes stehen nicht alle hinter diesem Abkommen: Bei einem nicht bindenden Referendum über den Friedensvertrag stimmten 50,2 Prozent der Kolumbianer dagegen. Dass für Schwerverbrecher der Kämpfe eine Obergrenze von acht Jahren Freiheitsstrafe festgelegt wurde, konnten viele nicht nachvollziehen.

Der "endgültige Friede" steht also noch auf wackeligen Beinen – auch deshalb, weil die Regierung mit der kleineren linken Guerilla ELN noch kein Friedensabkommen abschließen konnte. Seit Beginn dieses Jahres sind 24 führende Mitglieder der Gruppierung inhaftiert worden, zuletzt wurde Kommandant "Carlitos" am Montag festgenommen. (cm, 17.8.2017)