USA/St. Louis (Missouri) – Die russische Schach-Legende Garri Kasparow hat am Dienstag erstmals seit seiner vorübergehenden Rückkehr ans Brett ein Spiel verloren. Der 54-Jährige unterlag beim St. Louis Rapid & Blitz, einem Blitz- und Schnellschachturnier im US-Bundesstaat Missouri, seinem Landsmann Ian Nepomniatschtschi. Seit dem Auftaktspiel spielte der ehemalige Weltmeister ansonsten insgesamt fünf Mal unentschieden.

Auf Twitter zeigte sich die Schach-Legende am Dienstagabend (Ortszeit) enttäuscht von dem Tag: "Ich habe seit zwölf Jahren nicht mehr ernsthaft Schach gespielt & ich habe in 15 Jahren nicht so viele Gelegenheiten versäumt wie heute!" Er bezeichnete sich als "zu demokratisch", weil er seine "guten Spielzüge gleichmäßig auf die drei Spiele verteilt" habe, anstatt sie zu bündeln.

Der 27-jährige Nepomniatschtschi war stolz auf den Sieg gegen Kasparow, der in den 1980er- und 1990er-Jahren die internationale Schachbühne dominiert hatte: "Es ist schon sensationell, gegen Kasparow zu spielen. Natürlich ist es eine doppelt so große Sensation, gegen ihn zu gewinnen."

Dass Kasparow das fünf Tage andauernde Turnier gegen die neun Topspieler gewinnen wird, galt schon vor seiner Niederlage am Dienstag als wenig wahrscheinlich. Das Tempo des Rapid & Blitz spiele eher seinen deutlich jüngeren Kollegen in die Hände, die auf rasche Züge spezialisiert seien, sagt der französische Schachgroßmeister Maxime Vachier-Lagrave.

Kasparow selbst hatte in einem Facebook-Eintrag am Sonntag versucht, die Erwartungen herunterzuspielen. Mit seinen 54 Jahren habe er ebenso gute Aussichten, zu seiner Form mit 40 Jahren zurückzukehren wie "zu meinem Haaransatz mit 20", erklärte er. Sollte er aber trotzdem gewinnen, will er das Preisgeld zur Förderung von Schach in Afrika spenden. Um eine Chance auf den Sieg zu bekommen, muss er noch ein paar Spiele gewinnen: Am Dienstag startete er auf dem siebenten von zehn Plätzen.

1985 wurde Kasparow mit 22 Jahren der jüngste Schachweltmeister in der Geschichte. Seit dem Rückzug vom Schach ist er als russischer Oppositionsaktivist tätig, er zählt zu den schärfsten Kritikern des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Inzwischen lebt der gebürtige Aserbaidschaner in den USA. (APA, 16.8.2017)