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Simbabwes Präsidentenpaar bei einem Auftritt in Marondera. Grace Mugabe, von Kritikern auch "Disgrace" genannt, möchte ihrem Mann Robert im Präsidentenamt nachfolgen.

Foto: REUTERS/Philimon Bulawayo

Harare/Johannesburg – Grace Mugabe ist für ihre "kurze Zündschnur" berüchtigt. Gelegentlich zieht die Ehefrau des simbabwischen Dauerpräsidenten Robert Mugabe einem Fotografen ihre Handtasche über den Kopf oder haut einem Papparazzo die rechte Faust direkt ins Gesicht. Die gewalttätigen Wutausbrüche der 52-jährigen First Lady blieben bislang immer folgenlos – doch dieses Mal könnte "Disgrace", wie Kritiker sie nennen, etwas zu weit gegangen sein.

In einem Johannesburger Luxushotel traktierte Frau Mugabe mit einem Verlängerungskabel ein 20-jähriges Model dermaßen, dass Gabriella Engels anschließend mit drei Platzwunden am Kopf in einem Krankenhaus behandelt werden musste. "Sie flippte völlig aus", berichtete Engels später News24. "Sie schlug ununterbrochen auf mich ein, während ihre zehn Bodyguards zuschauten." Schließlich gelang es ihr, auf allen Vieren aus dem Zimmer zu entwischen. "Überall war Blut, auf meinen Armen, im Gesicht und auf meinem Haaren."

Der Grund des Wutausbruchs: Die Präsidentenfrau hatte Engels mit ihren beiden Söhnen Robert junior (25) und Chatunga Bellarmine (21) im Hotelzimmer erwischt. Die beiden Stammhalter sollen sich eigentlich ihrem Studium widmen, geben sich jedoch lieber einem Lebensstil als staatlich subventionierte Playboys hin. Anfang dieses Jahres mussten sie bereits Hals über Kopf aus Dubai geschafft werden, wo der Papa eine Luxusvilla besitzt: In dem Emirat sollen die beiden wegen ihres exzessiven Alkohol- und Drogenkonsums untragbar geworden sein, hieß es.

Wachmann mit Knochenbrüchen

In Johannesburg angekommen ließ der nächste Skandal nicht lange auf sich warten: Im Juli wurden sie von Mama Grace aus ihrer Wohnung geholt, nachdem es dort zum Krach mit einem Wachmann gekommen war. Der Security trug ein gebrochenes Bein und einen gebrochenen Arm davon.

Nachdem sie im Krankenhaus verarztet worden war, ging Gabriella Engels zur Polizei, um die Straftat anzuzeigen. Die Ordnungshüter wollten von einer Anzeige allerdings nichts wissen: Es handle sich um eine "internationale Angelegenheit", wurde dem verblüfften Model mitgeteilt. Erst als sich dieses an die Medien wandte, geriet Bewegung in die Sache: Plötzlich sah sich selbst Südafrikas Polizeiminister zu einer Stellungnahme genötigt.

Eine Person von der "Statur" Grace Mugabes zu verhaften, sei keine leichte Angelegenheit, erklärte Fikile Mbalula: Denn erst einmal sei die Frage der diplomatischen Immunität der Präsidentengattin zu klären. Das hatte der Sprecher des Außenamtes in Pretoria allerdings längst getan: Solange Frau Mugabe in keiner diplomatischen Mission unterwegs gewesen sei, könne von Immunität keine Rede sein, sagte Clayson Monyela.

Heimat statt Polizeistation

Später teilte der Polizeiminister mit, dass alle Aufregung umsonst sei, weil sich die Beschuldigte bereit erklärt habe, eine Polizeistation anzusteuern – vor diesem Hintergrund sei eine Verhaftung der Präsidentengattin auch völlig fehl am Platz. Von "Grabbin' Grace" oder der "Ersten Shopperin" Simbabwes war in der entsprechenden Johannesburger Polizeistation allerdings dann nichts zu sehen. Dafür wurde wenig später aus Simbabwe berichtet, Frau Mugabe sei wohlbehalten heimgekehrt. Die dortige Regierungspartei meldete unterdessen, die Präsidentengattin sei in Johannesburg tätlich angegriffen worden: "Wir können jedoch versichern, dass die First Lady sicher und wohlbehalten ist", teilte Zanu-PF über Twitter mit.

Grace Mugabe ist 41 Jahre jünger als ihr 93-jähriger Ehemann: Sie arbeitete einst als Sekretärin im simbabwischen Präsidentenamt, mittlerweile bemüht sie sich darum, ihrem Ehemann im Präsidentenamt nachzufolgen. Als Rivale steht ihr Vizepräsident Emmerson Mnangagwa gegenüber. Der Zanu-PF-Politiker wurde am Wochenende mit einer Lebensmittelvergiftung in ein Johannesburger Hospital eingeliefert. (Johannes Dieterich, 16.8.2017)