Wer einmal in Barcelona war, kennt Las Ramblas, die Flaniermeile der Stadt. Dass ein Terrorist gerade hier in die Menschenmenge und dann auch noch Schlangenlinien fuhr, zeigt, dass er möglichst viele treffen, verletzen und töten wollte: Einheimische, aber sicher auch Touristen.

Wenn man die Bilder der rennenden Menschen im Zentrum Barcelonas verfolgt und bekannte Ecken der Stadt entdeckt, dann fragt man sich unwillkürlich: Wie reagiert man in einer solchen Situation? Was würde ich machen, wenn der öffentliche Transport eingestellt wird und eine Eilt-Meldung die nächste jagt: Der Attentäter habe sich in einem nahegelegenen Lokal verschanzt, es gebe Geiselnahmen, ein Toter bei einer Polizeikontrolle? Die konfuse Informationspolitik der katalanischen Behörden trug zur Verwirrung bei und steigerte sich noch, als kurz vor Mitternacht dann auch noch Informationen über eine Explosion in einem Ort südlich von Barcelona dazukamen.

Es stellt sich tatsächlich für jeden Einzelnen, der die Ereignisse von Nizza, London und Berlin – um nur einige zu nennen – nicht so einfach beiseiteschieben kann, die Frage, wie man damit umgeht. Es kann jeden treffen. Wie sehr man sich im Alltag davon beeinträchtigen lässt, kann jeder selbst bestimmen. Soll man überhaupt noch eine Urlaubsreise machen? Aber kann das nicht auch auf einer Einkaufsstraße irgendwo in Österreich passieren? Soll man lieber gar nicht zu einer Veranstaltung gehen?

Das Bekenntnis zu einer offenen Stadt, das Barcelonas Bürgermeisterin Ada Colau am Abend nach dem Anschlag abgegeben hat, ist ein leeres Versprechen, denn Spanien hat sich seit den Anschlägen von Atocha 2004, bei denen 191 Menschen umkamen, verändert. Die Sicherheitsvorkehrungen wurden im ganzen Land verschärft, das bringt Beeinträchtigungen mit sich.

Aber wie wir in den vergangenen Monaten gesehen haben, braucht es nicht sehr viel, um Menschen zu töten: Ein Lieferwagen reicht aus. Es gibt keine hundertprozentige Sicherheit, nirgendwo. Und es kann überall passieren, sogar im Urlaub.

Die Attentate haben auch gezeigt, dass die Terroristen dort zuschlagen, wo offene Gesellschaften am verletzlichsten sind. Doch hier geht es um Errungenschaften der Aufklärung, die es zu verteidigen gilt. Sich nicht einschüchtern und einschränken zu lassen, ein normales Leben zu führen ist eine Antwort auf die Anschläge unserer Zeit. Es ist die Umsetzung dessen, was Politiker auch gestern gefordert haben: sich dem Terror nicht zu beugen. Und das kann sein, weiter über die Ramblas zu flanieren, wenn man das nächste Mal in Barcelona ist. (Alexandra Föderl-Schmid, 18.8.2017)