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Im Rahmen des Project Treble hat Google seinem Betriebssystem Android den bislang größten Umbau in seiner Geschichte verpasst. Mehr als 300 Entwickler waren seit Mitte 2016 an jenem Unterfangen beteiligt, das vor allem ein Ziel verfolgt: Die Update-Situation unter Android zu verbessern. In einer aktuellen Podcast plaudern Google-Entwickler nun weitere Details zu "Treble" aus, und dabei wird schnell klar: Die in Android 8.0 vorgenommenen Änderungen stellen nur einen ersten Schritt dar.

Ausblick

Die langfristige Vision sei es natürlich, dass irgendwann einmal sämtliche Android-User ihre Updates zum gleichen Zeitpunkt bekommen, betont Iliyan Malchev, der das Treble-Projekt bei Google leitet. Der Weg dorthin heißt: Modularisierung. Google wolle in Zukunft immer mehr fixe Ansatzpunkte für die Modifikation einzelner Android-Bestandteile schaffen. Damit solle Smartphone-Herstellern auch in Zukunft die Möglichkeit erhalten bleiben, das Betriebssystem nach ihren Vorstellungen anzupassen – nur eben in organisierten Bahnen. Gleichzeitig wird so der Update-Aufwand für die OEMs immer weiter reduziert.

Hintergrund

Im Rahmen des Project Treble hat Google sämtliche gerätespezifischen Bestandteile aus Android herausgelöst, und in einen eigenen "Vendor"-Teil ausgelagert. Die Idee dahinter: Künftig könnten die Hersteller und die für die Treiber zuständigen Chipanbieter parallel an neuen Updates arbeiten. Eine neue Vendor Test Suite (VTS) stellt dabei die Kompatibilität zwischen den Vendor-Bestandteilen und dem eigentlichen Android Framework sicher.

Damit geht ein Stabilitätsversprechen einher: Neue Android-Versionen sollen also auch mit alten Treibergenerationen weiter funktionieren – und umgekehrt. Theoretisch wäre es also künftig auch möglich, dass ein Grafikchiphersteller ein Update liefert, und so einem Smartphone neue Features ermöglicht, ohne dass die eigentlich Android-Version aktualisiert werden muss. Damit all dies auch wirklich funktioniert erhält jede Hardwareschnittstelle eine eigene Version, an die 60 solcher Interfaces für unterschiedlichste Komponenten hat Google mittlerweile aufgebaut, über die die Fähigkeiten der Hardware abgefragt werden können.

Reorganisation des Update-Ablaufs

Treble bringt damit auch einen weitgreifenden Wechsel darin, wie Android-Updates organisatorisch abgewickelt werden. Anstatt mit jedem Smartphone-Hersteller einzeln zu kommunizieren, konzentriert sich Google nun auf die Kooperation mit eigentlichen Chip-Herstellern. Immerhin garantiert Treble mit seinen fixen Schnittstellen nun, dass ein Treiber für alle Geräte mit dem selben Chip funktioniere. Damit sei man nun wesentlich näher am klassischen PC-Modell, betonen die Entwickler.

Für Google selbst bedeutet all dies eine deutliche Mehrarbeit, immerhin muss man jetzt bei jeder Android-Version sicherstellen, dass diese auch reibungslos mit älteren Treibergenerationen zusammenspielt. Allerdings habe man einige Umbauten am Android Framework vorgenommen, um das System flexibler zu machen, und so den Mehraufwand zu minimieren, heißt es.

Langfristige Perspektive

Betont sei dabei, dass all das Verbesserungen sind, die erst mittel- und langfristig ihre Wirkung entfalten werden. Immerhin soll Project Treble aufgrund seiner massiven Eingriffe ins System eigentlich erst bei Geräten zum Einsatz kommen, die bereits mit Android 8 auf den Markt kommen. Eine Ausnahme sollte dabei ursprünglich nur das Google Pixel bilden, auf dem Treble entwickelt wurde. Offenbar könnten nun aber doch auch andere aktuelle Smartphones mit dem Update auf Android 8 umgestellt werden. Haben doch laut den Google-Entwicklern mittlerweile mehrere OEMs Interesse daran angemeldet, ihre aktuellen Topgeräte auf das Treble-System zu migrieren. Namen wollte man in diesem Zusammenhang allerdings nicht nennen.

Android 8 soll nach aktuellen Informationen am 21. August offiziell freigegeben werden. Ausführliche Informationen zu all den Hintergrundänderungen – und damit auch Project Treble – haben wir schon in einem früheren Artikel zusammengetragen. (Andreas Proschofsky, 18.8.2017)