Ganz ohne Termin können Immobilieninteressenten in der Boutique von Otto Immobilien in der Wiener Innenstadt vorbeischauen.

Foto: Christian Steinbrenner/Otto Immobilien

Dort werden sie beraten oder können sich in Ruhe die Angebote ansehen.

Foto: Christian Steinbrenner/Otto Immobilien

Wien – Wie im Einzelhandel mit den Online-Shops ist das Internet auch aus dem Immobilienvertrieb nicht mehr wegzudenken. Mittlerweile hat schon fast jedes auch noch so kleine Bauprojekt eine eigene Website, und auch Inserate werden von Interessenten oft nur noch elektronisch betrachtet.

Wie im Einzelhandel gibt es aber mittlerweile auch wieder so etwas wie eine Gegenbewegung zum Online-Vertrieb: So manches Immobilienunternehmen setzt neuerdings auf das gute alte Gassenlokal. Der Projektentwickler Signa etwa betreibt auf der Wiener Freyung seit Ende Juni eine Präsentationsfläche mit dem Namen "Living Room", eine Art Geschäftslokal, in dem statt Waren Immobilien präsentiert, angeboten und verkauft werden. Interessenten können sich hier auf rund 100 Quadratmetern in "Wohnzimmeratmosphäre", wie die Signa es nennt, über aktuelle Projekte informieren. Die Ausstattung müsse dem entsprechen, wie von der Signa gebaut werde, hieß es bei der Präsentation. Geöffnet ist der Shop von Montag bis Freitag von 9 bis 17 Uhr.

Angst nehmen

Ein Gassenlokal sei eine gute Methode, um potenziellen Käufern die Schwellenangst zu nehmen, so die Signa. Hier könne man sich unverbindlich informieren. Neben einem Besprechungsraum verfügt das Geschäft über einen Empfangsbereich, gemütliche Sitzgelegenheiten und einen Raum, in dem Interessenten mit einer 360°-Brille Rundgänge durch die aktuell von der Signa entwickelten Parkapartments am Belvedere machen können. An einer Wand im Shop können zudem Fliesen und Parkettproben betrachtet, befühlt und ausgesucht werden.

Seit kurzem betreibt auch das Maklerunternehmen Otto Immobilien in der Wiener Innenstadt an der Ecke Riemergasse/Zedlitzgasse ein Geschäftslokal, eine "Boutique für Immobilien" (so der offizielle Name). Auch hier will man Interessenten vor allem die Berührungsängste mit den Maklern nehmen und prinzipiell näher am Kunden sein, sagt Shopleiterin Sonja Kaspar.

Neben mehreren Arbeitsplätzen für Makler gibt es hier auch einen Empfangsbereich und eine Kundenzone mit Besprechungsraum. Kunden können sich in der Boutique also einerseits persönlich beraten lassen. "Wer möchte, kann sich aber auch in einen gemütlichen Fauteuil zurückziehen und sich in Ruhe einen Überblick über das Angebot verschaffen", so die Shopleiterin.

Beratung auch für Abgeber

Geöffnet ist Montag bis Freitag von 8.30 bis 17.30 Uhr. "Bei uns kann man jederzeit ohne Termin vorbeikommen – wenn man eine Immobilie sucht oder auch eine verkaufen will", so Kaspar. Denn auch für Abgeber sei die Boutique ein Angebot. Immobilien, die zum Verkauf stehen, könnten im Shop schön präsentiert werden, etwa in den Schaufenstern oder auch durch kleine Veranstaltungen mit möglichen Käufern. "Durch diesen Shop wird das Spektrum in alle Richtungen erweitert – Richtung Kunden und Richtung Abgeber", so Kaspar.

Obwohl bereits geöffnet, befindet sich die Otto-Boutique derzeit noch in einer Art Testphase – ganz offiziell wird sie im Herbst eröffnet. Schon jetzt würden aber immer wieder Menschen in die Boutique kommen, die eher zufällig in der Gegend seien und für sich selbst oder Angehörige auf der Suche nach einer Wohnung sind, so Kaspar. "Sie können sich umsehen und unverbindlich informieren, wie man es in einer Boutique für Kleidung auch macht."

Und es werden im Makler-Shop – im Gegensatz zum Lokal des Entwicklers – naturgemäß die Wohnungen verschiedener Bauträger angeboten. Insbesondere für kleinere Bauträger rentiere es sich oft einfach nicht, eine eigene Verkaufsabteilung zu unterhalten. "Bei großen Entwicklern mit vielen Projekten ist das anders, da ist es ganz oft auch einfach eine wirtschaftliche Entscheidung, einen eigenen Vertrieb zu haben".

Im Idealfall werde der Makler ohnehin nicht erst beim Vertrieb involviert. "Wenn wir Bauträger beraten, sind wir von Anfang an dabei, wir müssen wissen, welche Grundrisse und welche Ausstattung aktuell gefragt und welche Kaufpreise erzielbar sind. Das Package bzw. die Rundumberatung, die man als Makler anbieten muss, ist sehr umfangreich. Da geht es nicht mehr nur darum, einfach die Wohnungen zu verkaufen." (Bernadette Redl, 20.8.2017)