Der junge Rekrut, der bei einem Hitzemarsch des Bundesheeres zu Tode gekommen ist, wurde jetzt begraben. Er erhielt, Berichten zufolge, ein Militärbegräbnis, der Kommandant der Garde hielt die Grabrede, und er wurde auf Wunsch seiner Eltern in Uniform begraben.

Daraus kann man seine Schlüsse auf die Haltung der Eltern zu den Vorwürfen an das Bundesheer ziehen. Vielleicht soll es kein sinnloser Tod gewesen sein.

Der Punkt ist aber, dass die Zeiten vorbei sind, in denen man seitens des Heeres und Teilen der Politik mit Nebelwerfen und Appellen an Patriotismus offensichtliche Missstände übertünchen kann.

Es gibt das Internet, und dort, auch in den Standard-Foren, haben hunderte ehemalige Wehrpflichtige ihre Erfahrungen mit der sinnlosen, von verbaler Erniedrigung begleiteten Schleiferei mitgeteilt. In E-Mails an mich haben etliche frühere Ausbildner diese Methoden kritisiert.

Diese Ausbildungsmethode ist hoffnungslos veraltet, auch weil solche Strapazmärsche bei glühender Hitze nicht notwendig sind. Die Fitness wird durch gleichmäßiges Training gesteigert, nicht durch einzelne Gewaltanstrengungen. Das Bundesheer hat sich von Anfang an bemüht, den Vorfall herunterzuspielen, der Chef der Kommunikationsabteilung des Verteidigungsministeriums, Oberst Michael Bauer, der bei Journalistenkollegen einschlägig bekannt ist, sagte, es habe "keinerlei Verfehlungen" gegeben, und bezichtigte mich des "Hasses gegen das Heer". Das ist eine Kommiss-Denke, die in so relativ wichtiger Position unprofessionell wirkt.

Inzwischen hat der Falter Zeugen aufgetrieben, die in der Kompanie des Todesopfers am Marsch teilgenommen hatten und berichten, dass der junge Mann bald über gesundheitliche Beschwerden geklagt, ihm aber von den Vorgesetzten niemand zugehört habe. Damit ist die Verteidigungslinie des Heeres – "es war ein Infekt, und damit Schluss" – aus den Angeln gehoben. Der junge Mann erschien seinen Kameraden bald desorientiert und behandlungsbedürftig. Aber die Vorgesetzten reagierten mit großer Wahrscheinlichkeit zu spät und inkompetent. Einen Fall von Hitzschlag erst allmählich mit dem Lkw in die Kaserne transportieren zu lassen statt in die Notaufnahme ist unprofessionell.

Ein Kommentator der Krone sprach die durchsichtige Hoffnung aus, mit dem Begräbnis des Rekruten sei nun auch die Affäre "begraben". Eigenartiges Verständnis von kritischem Journalismus. Im Übrigen vernimmt die Staatsanwaltschaft weiter dutzende Zeugen.

Jeder Staat braucht ein Heer, und eine Wehrpflichtigen-Armee ist unter den gegebenen Umständen einem Berufsheer vorzuziehen. Ein österreichisches Berufsheer wäre ein Magnet für extreme Rechte.

Aber wenn man seine Söhne einer Wehrpflichtigen-Armee anvertraut, dann sollte man einigermaßen sicher sein, dass sie nicht durch Inkompetenz und veraltete Schleifermethoden zu Schaden kommen. Minister Doskozil hat das Heer materiell nachgerüstet. Er müsste dringend für eine Nachrüstung im Sinne moderner Ausbildungsmethoden sorgen. (Hans Rauscher, 18.8.2017)