Rom – Nachdem die Polizei am Samstag ein von rund 1.000 Flüchtlingen besetztes Haus in Rom geräumt hat, übernachten Hunderte von ihnen auf der zentralen Piazza Indipendenza im Herzen der italienischen Hauptstadt. Die Gemeinde habe für sie keine Ersatzunterkunft zum geräumten Gebäude gefunden, klagten sie.

Die katholische Basisgemeinschaft Sant Egidio, die sich um Flüchtlingsversorgung kümmert, erklärte sich besorgt. "Hunderte Migranten haben plötzlich ihre Unterkunft verloren. Die Regierung und die Stadt Rom müssen so schnell wie möglich eine Lösung finden", so ein Sprecher der Gemeinschaft laut Medienangaben. Viele Besetzer des Hauses seien Flüchtlinge aus Eritrea und Äthiopien mit Asylrecht. Das ehemalige Bürogebäude war im Oktober 2013 besetzt worden, 2015 ordnete ein Richter seine Räumung an.

Laut der römischen Tageszeitung "Il Messaggero" (Montagsausgabe) liegt der Polizei eine Liste von 93 Gebäuden vor, die illegal von Migranten besetzt sind und die geräumt werden müssen. Zu ihnen zählt ein Gebäude, in dem mehr als 800 Menschen hausen. Vergangene Woche kam es bei einer Räumung zu heftigen Protesten. Migranten kletterten auf das Dach und versuchten vergebens der Polizei Widerstand zu leisten. In den vergangenen zwei Jahren wurden bereits 27 Häuser geräumt.

Amnesty International und die UN-Flüchtlingshilfe kritisierten die Räumung. Die städtischen Behörden teilten mit, besonders Bedürftigen werde eine andere Unterkunft angeboten. Frauen mit Kindern wurden vorübergehend wieder in das Haus nahe dem römischen Hauptbahnhof gelassen. (APA, 21.8.2017)