Alpbach – Die Österreicher sehen Roboter recht differenziert: In einer aktuellen Sora-Umfrage zeigt sich mehr als die Hälfte "zuversichtlich" oder "begeistert", dass Maschinen mehr Aufgaben im Haushalt übernehmen. Geht es um Roboter in Arbeitswelt oder Gesundheitswesen, ist aber jeder Zweite "besorgt" oder "verärgert". Infrastrukturminister Jörg Leichtfried (SPÖ) hat nun ein Gremium eingesetzt, das die Politik bei dem Thema berät.

ORF

"An meine Haut lasse ich nur ..."

Günther Ogris präsentierte im Vorfeld der Alpbacher Technologiegespräche die Ergebnisse der vom Infrastrukturministerium in Auftrag gegebenen Umfrage zur Akzeptanz von Robotern in Österreich. Die repräsentative Stichprobengröße lag bei 1.000 Befragten über 16. Dabei zeigte sich: Je persönlicher es wird, desto skeptischer werden die Österreicher gegenüber Robotern.

Im privaten Bereich etwa wären drei Viertel zumindest eher bereit, sich die Wohnung von einem Roboter reinigen zu lassen, aber nur 40 Prozent würden sich gerne von einem Automaten bekochen lassen. Einen Roboter Angehörige pflegen oder Kinder beaufsichtigen zu lassen, kommt nur für 23 bzw. zehn Prozent infrage. Ähnlich im Gesundheitsbereich: Die Akzeptanz, sich von einem Roboter beim Gehen stützen oder den Blutdruck messen zu lassen, ist mit jeweils knapp 70 Prozent viel höher als sich von einer Maschine eine Spritze geben oder sich operieren zu lassen (jeweils 22 Prozent).

Zwei Drittel der Befragten glauben, dass es in Österreich einer umfassenden Strategie für den Umgang mit Robotern bedarf. 67 Prozent meinen auch, dass es gesetzlicher Regelungen braucht, an welchen Arbeitsplätzen Roboter Menschen ersetzen dürfen. Immerhin jeder Vierte glaubt, dass ein Roboter große Teile seiner Arbeit übernehmen könne. Jeweils rund die Hälfte der Befragten ist überzeugt, dass selbstfahrende Autos in ein paar Jahren üblich und Roboter bald so selbstverständlich wie Smartphones sein werden. Zugleich sind 61 Prozent dafür, dass die Abhängigkeit von Maschinen und Bildschirmen verringert werden soll.

Bloß nicht zu menschenähnlich!

Im Vorfeld der Alpbacher Technologiegespräche nahmen Sepp Hochreiter, Experte für Künstliche Intelligenz von der Uni Linz und Medienpsychologin Martina Mara vom Ars Electronica Futurelab an einer Diskussion über unseren künftigen Umgang mit Robotern teil. Mara sprach sich dafür aus, etwaigen Ängsten vor Robotern schon ganz früh zu begegnen, nämlich beim Design. Unter Verweis auf den psychologischen Effekt des Uncanny Valley wandte sie sich entschieden gegen ein möglichst anthropomorphes Design: "Man sollte Maschinen so designen, dass sie sofort als Maschinen identifizierbar sind."

Das auch als Akzeptanzlücke bezeichnete Phänomen des Uncanny Valley besagt, dass sehr – aber eben nicht ganz – menschenähnliche Maschinen nicht Vertrauen, sondern Gänsehaut hervorrufen. "Sobald Roboter uns weismachen wollen, sie seien menschlich, wird es gruselig. Je näher uns die Roboter kommen, umso unangenehmer wird es." Mara knüpft an Roboter in der Pflege nicht die Hoffnung, dass diese den menschlichen Kontakt ersetzen. Sie sollten eher dem menschlichen Pflegepersonal mehr Freiräume für Empathie in der täglichen Arbeit ermöglichen.

Umfassende Strategie gesucht

Die Österreicher würden viele Erwartungen und Sorgen mit Robotern verknüpfen, die man ernst nehmen müsse, sagte Leichtfried bei der Präsentation der Sora-Umfrage. Er hat deshalb einen Roboter-Rat eingesetzt und mit einer Million Euro ausgestattet, "um eine Roboter-Strategie zu entwickeln, wo wir in den nächsten zehn bis 20 Jahren hinwollen. Wir wollen die Chancen nutzen und die Risiken im Griff haben." Ganz wesentlich ist dem Minister dabei, "dass der Mensch immer im Mittelpunkt der Entwicklung steht und Roboter das Leben der Menschen verbessern".

Der Minister erwartet sich von dem von der Wirtschaftswissenschafterin Sabine Köszegi geleiteten Beratungsgremium etwa Empfehlungen, "wo und wie die Technologie eingesetzt werden kann und soll". Etwa was Roboter in der Pflege tun könnten, was es für Folgen hätte, wenn Kinder mit Robotern aufwachsen, oder wer haftet, wenn etwas schief geht. "Ich erwarte mir einen Plan, wo Roboter Platz haben sollen und wo wir keine haben wollen", sagte der Minister, der aber einräumt, dass – wie in der Umfrage mehrheitlich gewünscht – gesetzliche Regelungen, an welchen Arbeitsplätzen Roboter Menschen ersetzen dürfen, "nur schwer umzusetzen" seien.

Internationale Vorbilder

Für Köszegi, die den Bereich Arbeitswissenschaft und Organisation am Institut für Managementwissenschaften der Technischen Universität (TU) Wien leitet, werden Roboter eine "tiefgreifende Auswirkung auf Gesellschaft und soziales Gefüge haben", seien aber per se weder gut noch böse. Sie will mit dem Rat die Politik bei der "Entwicklung einer verantwortungsvollen Roboter-Strategie unterstützen". Eine solche hätten etwa bereits Japan und Großbritannien, Länder wie die USA, China oder Israel haben Ethik-Räte für Roboterfragen eingerichtet.

Das Gremium werde sich etwa mit der Frage beschäftigen, ob sich Österreich wie Japan das Ziel setzen solle, innerhalb von fünf Jahren eine gewisse Durchdringung von Robotik zu erreichen und wenn ja in welchen Branchen. Auch soll geklärt werden, wo Forschung notwendig sei und wie viel Mittel man dafür benötige, wer für Schäden hafte, wenn Maschinen autonom Entscheidungen treffen, oder wie man sicherstellen könne, dass Kindern genügend Zeit mit Menschen verbringen, damit sie soziale Fähigkeiten wie Empathie lernen. "Wir wollen für die Politik langfristige Gestaltungspotenziale aufzeigen, nicht was technisch möglich, sondern was gesellschaftlich wünschenswert ist", sagte Köszegi.

Neben Köszegi gehören dem Gremium Corinna Engelhardt-Nowitzki (Fachhochschule Technikum Wien), Mark Coeckelberg, (Uni Wien), Sylvia Kuba (Arbeiterkammer), Andreas Kugi (TU Wien), Martina Mara (Ars Electronica Futurelab), Matthias Scheutz (Tufts School of Engineering, USA) und Erich Schweighofer (Uni Wien) an. Zudem wird die Industriellenvereinigung durch einen Experten im Rat vertreten sein. (APA, red, 24. 8. 2017)