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Der republikanische Gouverneur von Texas, Greg Abbott, verteidigt das neue Gesetz.

Foto: REUTERS/Brendan McDermid

Washington – Im US-Bundesstaat Texas werden Abtreibungen nicht mehr von den Krankenversicherungen übernommen. Ein entsprechendes Gesetz wurde vergangene Woche von Gouverneur Greg Abbott unterzeichnet und tritt im Dezember in Kraft. Der Republikaner erklärte, dadurch seien die Abtreibungsgegner davor geschützt, für eine Leistung bezahlen zu müssen, die sie selbst nie in Anspruch nehmen würden.

Bisher mussten die Kosten der Abtreibung bei Vergewaltigungen, Inzest oder Fehlbildungen von der Krankenkasse übernommen werden. Doch für diese Fälle sieht das neue Gesetz nun keine Ausnahmen mehr vor – nur bei Lebensgefahr für die Mutter zahlt die Krankenkasse.

Frauen können in den anderen Fällen lediglich eine Zusatzleistung buchen, die eine Abtreibung in diesen Fällen abdecken würde. Die Entscheidung wurde vor allem von Demokraten heftig kritisiert, die in diesem Zusammenhang von einer "rape insurance" ("Vergewaltigungsversicherung") sprachen. "Das ist nicht nur lächerlich, sondern grausam", sagte etwa der demokratische Abgeordnete Chris Turner. "Frauen planen nicht, vergewaltigt zu werden."

Einschränkungen in Texas

Laut einer Studie des Texas Policy Evaluation Project sollen bereits vor dieser Gesetzesverschärfung insgesamt 100.000 Frauen im erzkonservativen Texas mindestens einmal versucht haben, ihre Schwangerschaft selbst abzubrechen. Dabei griffen sie etwa zu Methoden wie überhöhtem Alkohol- oder Drogenkonsum. Betroffen waren demnach dabei vor allem Latinas und Frauen, die eingeschränkten Zugang zur sogenannten "reproduktiven", Sexualität und Familienplanung betreffenden, Gesundheitsversorgung (Reproductive Health Care) hatten. In den vergangenen Jahren wurden zudem die Vorgaben für Abtreibungskliniken in Texas so stark erhöht, dass deren Anzahl sich zwischen 2013 und 2016 halbierte.

In den USA sterben infolge von Komplikationen bei der Schwangerschaft mehr Frauen als in jedem anderen Industrieland, wie eine Recherche von NPR und "Pro Publica" im Mai ergab. Einer Studie der University of Maryland zufolge nahm deren Anzahl zwischen 2000 und 2014 um 27 Prozent zu, allein in Texas hat sich die Müttersterblichkeit zwischen 2010 bis 2014 verdoppelt. (maa, 24.8.2017)