Frauenministerin Katarina Barley und Justizminister Heiko Maas (beide SPD) sind zufrieden mit der Quote für Aufsichtsräte. In den Vorständen wünschen sie sich aber mehr Frauen und drohen mit einem neuen Gesetz.

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"Ich habe in 27 Jahren Politik einfach zur Kenntnis nehmen müssen: Es funktioniert halt nicht ohne Quote. Obwohl die Quote mir unsympathisch ist", sagte Maria Fekter (ÖVP) in der Nationalratssitzung am 29.6. und erntete dafür auch von anderen Parteien Applaus. In Österreich tritt das Gleichstellungsgesetz von Männern und Frauen im Aufsichtsrat mit 1. Jänner 2018 in Kraft. 30 Prozent der Plätze in Aufsichtsräten müssen dann mit Frauen besetzt werden. Es gilt für börsennotierte Unternehmen und für private Firmen ab 1000 Mitarbeitern.

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Es könnte aus Frauensicht natürlich immer noch alles besser sein. Aber Im Großen und Ganzen ist die deutsche Bundesregierung zufrieden. "Die Quote wirkt", sagen Frauenministerin Katarina Barley und Justizminister Heiko Maas (beide SPD). Ihre beiden Ressorts haben gerade eine Bilanz zur Wirkung des Gesetzes für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst vorgelegt.

Was etwas sperrig klingt, ist in Deutschland besser als "Frauenquote für Aufsichtsräte" bekannt. Diese wurde 2015 eingeführt und trat am 1. Jänner 2016 in Kraft. Für die Aufsichtsräte von 105 börsennotierten und mitbestimmungspflichtigen Unternehmen gilt seither eine feste Geschlechterquote von 30 Prozent für neu zu besetzende Posten. Wird bei einer Neubesetzung die Quote nicht eingehalten und keine Frau gefunden, sollen diese Posten frei bleiben.

Ende des Patriarchats

Der Frauenanteil ist seit Anfang 2016 auf 27,3 Prozent gestiegen. Zwei Jahre zuvor hatte er noch 22,9 Prozent betragen. Was Barley und Maas zudem erfreut: In den Unternehmen mit einer gesetzlichen Vorgabe ist der Frauenanteil auch in den nachgeordneten Führungsebenen gestiegen. Die Entwicklung an der Spitze machte offenbar Schule. "Die Quote war ein wichtiger Schritt, um das Ende der patriarchalen Systeme in den Führungsebenen einzuläuten", sagt Maas.

Allerdings sind Barley und Maas nicht zufrieden mit dem Frauenanteil in den Vorständen. Denn in jenen Unternehmen, in denen die gesetzliche Frauenquote in den Aufsichtsräten Wirkung zeigt, ist der Anteil in den Vorständen sehr niedrig. Er liegt bei gerade mal 6,5 Prozent. "Das geht so nicht weiter", erklärt Barley und droht mit Konsequenzen.

"Ich gebe der Wirtschaft noch ein Jahr Zeit, die Sache selbst zu regeln. Wenn sich bis dahin nichts tut, werden wir gesetzlich eingreifen", erklärt sie. Denn: "Wir konnten jahrzehntelang beobachten, dass Selbstverpflichtungen nicht funktionieren."

Massiver Eingriff

In der Wirtschaft kommt dies nicht so gut an. "Eine Quote für Vorstände wäre verfassungswidrig und würde einen massiven Eingriff in die unternehmerische Freiheit darstellen", sagt Iris Plöger, Hauptgeschäftsführungsmitglied im Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI). Und der Arbeitgeberverband BDA kontert: "Statt die Privatwirtschaft mit pauschalen Regulierungen zu überziehen, sollte die Politik in den Unternehmen mit öffentlicher Beteiligung die Zahl der Frauen in Führungspositionen beherzt erhöhen."

Nachholbedarf gibt es auch in der Bundesverwaltung. Dort sind zwar 54 Prozent der Beschäftigten weiblich, aber auf Leitungsebene arbeiten nur 33 Prozent Frauen. Und im Regierungsbericht dazu steht auch: "Je höher die Leitungsebene, desto weniger Frauen."

In Österreich tritt das Gleichstellungsgesetz von Männern und Frauen im Aufsichtsrat (GFMA-Gesetz) mit 1. Jänner 2018 in Kraft. Auch dieses schreibt vor, dass mindestens 30 Prozent der Plätze in Aufsichtsräten mit Frauen besetzt werden müssen. Es gilt für börsennotierte Unternehmen und für private Firmen ab 1000 Mitarbeitern.

Betroffen sind rund 200 Unternehmen, die Konsequenzen bei Nichterfüllung sollen die gleichen wie in Deutschland sein: Wir bei einer Nachbesetzung keine Frau gefunden, so bleibt der Stuhl im Aufsichtsrat unbesetzt. Im Vergleich zu Deutschland muss Österreich ohnehin noch aufholen. Der Frauenanteil in Aufsichtsräten macht hier nur 18 Prozent aus, in den Vorständen liegt er bei 6,5 Prozent.

Männer nicht begeistert

"Wir wissen, dass die Quote wirkt. In staatsnahen Betrieben hat der Bund bereits 40,3 Prozent Frauen in den Aufsichtsräten", sagt Frauenministerin Pamela Rendi-Wagner (SPÖ).

Männer können sich mit der Quote allerdings immer noch nicht anfreunden. Eine Studie der Unternehmensberatung Kienbaum in Österreichs Großunternehmen zeigt: Die klare Mehrheit der Frauen befürwortet die Einführung der Quote in Österreich, sie weisen auf die Notwendigkeit verschiedener Sichtweisen in einem Unternehmen hin.

Die Männer hingegen sind jedoch fast alle dagegen, sie fürchten, dass die Leistung nicht mehr im Vordergrund steht. Die Hälfte der Männer hält eine freiwillige Selbstverpflichtung für ausreichend. Fazit von Studienleiter Alfred Berger: "Von einer Akzeptanz der Quote durch beide Geschlechter ist Österreich noch weit entfernt." (Birgit Baumann, 29.8.2017)