Jehuda Glick von der rechtsorientierten Regierungspartei Likud wird am Dienstag von einem Polizisten zum Tempelberg eskortiert.

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Jerusalem – Zum ersten Mal seit fast zwei Jahren haben jüdische Abgeordnete am Dienstag den Tempelberg in Jerusalem besucht, der Juden und Muslimen gleichermaßen heilig ist. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hatte im Oktober 2015 Besuche israelischer Politiker auf dem Plateau untersagt.

Hintergrund war eine Welle palästinensischer Anschläge, als deren Auslöser ein Streit um Gebets- und Besuchsrechte auf dem Tempelberg (Al-Haram al-Sharif/Das edle Heiligtum) galt.

Jehuda Glick von der rechtsorientierten Regierungspartei Likud und Shuli Mualem-Refaeli von der Siedlerpartei besuchten den Tempelberg in Begleitung bewaffneter Polizisten. Glick sagte, er hoffe, dass es sich nicht um ein einmaliges Ereignis handle, wie die Nachrichtenseite "ynet" berichtete. Die Zeitung "Haaretz" berichtete, der Besuch sei ein Test, der klären sollte, ob man das Areal wieder dauerhaft für jüdische Politiker zugängig machen könnte.

"Provokation"

Der arabisch-israelische Abgeordnete Ahmed Tibi verurteilte den Besuch jedoch als "Provokation". Die Palästinenser werfen Israel vor, es wolle schrittweise mehr Kontrolle über den Tempelberg gewinnen, der von Jordanien und einer islamischen Stiftung verwaltet wird. Auf dem Plateau dürfen nur Muslime beten.

Im vergangenen Monat war die Gewalt nach einem Streit über Sicherheitsmaßnahmen am Tempelberg erneut eskaliert. Israel hatte nach einem tödlichen Anschlag am 14. Juli am Tempelberg zeitweise zusätzliche Kontrollen für Muslime eingeführt. Bei anschließenden Unruhen starben vier Palästinenser, Hunderte wurden verletzt. Ein Palästinenser erstach in einer israelischen Siedlung im Westjordanland drei Mitglieder einer Familie. (APA, 29.8.2017)