Günther Lassi kam per Los an die Spitze von Roland Düringers Liste Gilt.

Foto: Screenshot/liste Gilt

Auf seiner Homepage war bis Montag unter "Aktuelles" noch zu lesen: "Jetzt neu!!! Roland Düringer gründet eine Partei. Obschon ich ein Gegner von Parteien und Ideologien bin. Na, schaun wir mal. Auf jeden Fall eine spannende Geschichte!"

Über Nacht wurde sie dann vielleicht einen Tick zu spannend, denn Günther Lassi (70), der per Los auf Platz eins des Bundeswahlvorschlags der Liste Gilt für die Wahl gelandet war, sorgte für Turbulenzen.

Der Zufallsspitzenkandidat hatte auf seiner Website einen Link zum antisemitischen Pamphlet Protokolle der Weisen von Zion. Lassi bedauerte diesen "Fehler" und distanzierte sich "strikt von solchem faschistischem Gedankengut", er sei "ein einfacher Mensch mit wenig politischer Erfahrung". Auch der Gründer des "Kunstprojekts", Kabarettist Roland Düringer, verteidigte seine Nummer eins als "anständigen Kerl, der kein faschistisches Gedankengut in sich trägt". So etwas habe bei Gilt "in keiner Form Platz". Man prüfe den Fall und werde gemeinsam entscheiden.

"Antisemitische Hetze"

Das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW) hatte bereits 2015 in der Rubrik "Neues von ganz rechts" auf Lassis Seite hingewiesen und "antisemitische Hetze auf esoterischer Website" kritisiert.

Da "Herr Lassi keinen Wert auf Kontakt mit Medien legt", wie es auf STANDARD-Anfrage hieß, müssen virtuelle Spuren im Netz Hinweise auf ihn als Person liefern.

Auf seiner inzwischen abgedrehten Internetseite numinosa.at schreibt "Merlin" – Günther Lassis esoterisches Alter Ego – über sich: "Einst war ich Elektromechaniker, dann Taxifahrer, dann Bio-Bauer und Landschaftsheiler, Natur- und Landschaftsführer, Kräuterpädagoge, und nun kehre ich zurück zu meinen bardischen Wurzeln und bin das, was ich immer war, der Geschichtenerzähler." Nachdem "die sinnentleerten Religionen" bei der Suche nach dem Sinn des Lebens nicht hilfreich waren, brachte die Beschäftigung mit "Magie" einen "Bewusstseinsschub". Seine Lebenspartnerin Margarete alias "Morgane" berichtet über drei Töchter. Unter "Arbeit" gibt Lassi auf Facebook "Pensionsversicherungsanstalt ;-))" an.

"Numinosa" heißt auch das "Museum über heimische Pflanzen", das die Lassis in Karlstift im Waldviertel betreiben. Auf einer Seite bezüglich "Naturaufstellungen" postete Lassi ebenso wie bei den "Freeman Austria".

Als Lieblingszitat führt er an: "Das Leben findet einen Weg." Doch der muss nicht unbedingt ins Parlament führen. (Lisa Nimmervoll, 29.8.2017)