Nicht an der falschen Stelle sparen: Unpassendes Schuhwerk in jungen Jahren kann nicht nur die Füße schädigen, sondern auch Wirbelsäule und den gesamten Bewegungsapparat.

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Wien – Würden Eltern ihrem Nachwuchs die Auswahl der Schuhe überlassen, wären die Prioritäten eindeutig: Möglichst bunt sollen sie sein, mit glitzernden, blinkenden Leuchteffekten und am besten noch mit dem Lieblings-Comic-Helden bedruckt.

Doch aufgepasst: Falsches Schuhwerk in jungen Jahren kann später zu ernsthaften Beschwerden führen. Kinderfüße befinden sich im Wachstum. Die Knochen sind biegsam, Muskulatur und Bändern noch schwach. Erzwingt ein ungeeigneter Schuh eine Fehlstellung, können nicht nur die Füße, sondern auch Wirbelsäule und der gesamte Bewegungsapparat nachhaltig Schaden nehmen.

Worauf beim Kauf von Schuhen zu achten ist

Das Österreichische Forschungsteam "Kinderfüße-Kinderschuhe" hat nun fünf Tipps veröffentlicht, die Eltern beim Kauf von Kinderschuhen beachten sollten:

  • Tipp 1: Nicht auf die Aussage von Kindern in punkto Passgenauigkeit hören. Kinder
    spüren nicht, ob die Schuhe passen. In Studien konnte gezeigt werden, dass Kinder sogar Schuhe, die vier Größen zu kurz sind, als passend bezeichnen.
  • Tipp 2: Auf die angegeben Schuhgrößen ist nicht unbedingt Verlass. Untersuchungen haben gezeigt, dass mehr als 90 Prozent der Schuhgrößen falsch sind. Das Fazit: Die Schuhe sind fast immer kürzer.
  • Tipp 3: Es sollten mindestens 12 Millimeter Spielraum bleiben, denn zur Bewegung benötigen Füße diesen Platz. Fehlt er, leiden die Zehen. 12 Millimeter hört sich viel an, entspricht aber nur der Breite der Kleinfingerspitze eines Erwachsenen. Neue Schuhe dürfen sogar 17 Millimeter Spielraum haben, betonen die Experten.
  • Tipp 4: Immer die Fußlänge und die Innenlänge der Schuhe messen. So kann sofort geprüft werden, ob genügend Spielraum im Schuh vorhanden ist.
  • Tipp 5: Keine Angst vor gebrauchten Kinderschuhen. Aus ökonomischer und ökologischer Sicht sind gebrauchte Schuhe absolut sinnvoll, wie die Forscher betonen. Vorausgesetzt: Sie sind nicht einseitig abgelaufen und länger 12 bis 17 Millimeter als die Füße.

Sohle als Problemzone

Passend zum Schulbeginn hat nun der Verein für Konsumenteninformation (VKI) 20 Halbschuhe bzw. "Sneaker" mit und ohne Schnürung in den Größen 31 und 35 getestet. Bei der orthopädischen Beurteilung der Schuhe wurde die Knöchelhöhe, die Fersengestaltung, die Sprengung (Übergang vom Ballen- zum Fersenauftritt), der Ballenbiegepunkt, die Schutzfunktion der Sohle sowie die Beschaffenheit der Deckbrandsohle untersucht. Zudem wurde eine Untersuchung auf Schadstoffe durchgeführt und die Qualität von Verarbeitung, Obermaterial und Sohlenaufbau bewertet.

Nur ein einziges, der 20 getesteten Schuhmodelle konnte mit "sehr gut" bewertet werden. Fünfmal wurde das Testurteil "gut" vergeben. Die Schuhsohle erwies sich bei fast allen Modellen als Problemzone. Die Sohle spielt eine wichtige Rolle beim Schutz des Fußes vor Nässe, Kälte und möglichen Verletzungen. Gleichzeitig muss die Sohle genügen Halt bieten um die Muskulatur nicht zu überlasten und darf am Ballenbiegepunkt nicht zu steif sein, um den Fuß beim Abrollen nicht zu behindern. Nur wenige Produkte im Test konnten diesen komplexen Anforderungen gerecht werden.

Auch der VKI-Test hat ergeben, dass die Größenangaben der Hersteller ein Problem sind. Vora llem deshalb, weil sich beim Nachmessen der Schuhe herausstellte, dass einige Modelle zu schmal oder zu breit für die jeweilige Schuhgröße waren.

Appell an die Schuhindustrie

Auch bei der Untersuchung auf Schadstoffe waren nicht alle Modelle einwandfrei. Ein Produkt hatte einen hohen Gehalt an krebserregenden PAK (polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe) und in mehreren weiteren Modellen war das Lösungsmittel Dimethylformamid nachweisbar. "Insgesamt ist das Testergebnis nur schwer zu akzeptieren", erklärt Angela Tichy vom VKI.

"Mit den modernen Materialien und nach dem aktuellen Stand der orthopädischen Wissenschaft, ist es heute einfacher denn je, Kinderschuhe auf den Markt zu bringen, die nicht nur gut aussehen sondern auch ein wirklich kinderfußfreundliches Innenleben bieten. Hier ist ganz klar die Schuhindustrie gefordert", so das Fazit der Konsumentenschützer. (red, 30.8.2017)