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Wien – Medien haben eine Verantwortung dafür, wie sie über Terror berichten. Das sagte Michaela Kardeis, die neue Generaldirektorin für die öffentliche Sicherheit im Innenministerium. Denn wie auch die Exekutive, können Medien durch die Berichterstattung für Trittbrettfahrer sorgen: "Je mehr jemand zur Ikone wird, umso mehr ist die Gefahr der Nachahmung gegeben", stellte Kardeis gegenüber der APA fest.

Auch um Terroristen gibt es eine Art Starkult, wie das der deutsche Kriminalpsychologe Jens Hoffmann mehrfach festgestellt hat. "Ich habe genau an Hoffmann gedacht", sagte Kardeis zu ihrer Aussage, die sie am Freitag bei einer Pressekonferenz in Wien getätigt hat. Sie erinnerte dabei an das Thema "Amok", das gegenwärtige Terroranschläge mitpräge. Nachahmungstäter würden sich ein Vorbild, eben eine Ikone, suchen und je mehr an Details über Täter bekannt werden, "etwa wie denkt der Mensch, wie plant dieser Mensch, wie führt er es aus", umso mehr es an schriftlichem Material gibt, umso leichter falle das Nachahmen.

Die Radikalisierung hin zum Terror, die beginne erst mit Sympathie, wenn jemand etwa auf der Sinnsuche ist. "Oft sind es Jugendliche, junge Erwachsene, ohne Perspektiven. "Von der Sympathie gehe es dann dahin, dass die dahinterstehende Ideologie gefällt", und es radikaler wird, bis es zur Anschlagsplanung und Ausführung komme – und diese Entwicklung sei jener eines Amokläufers sehr ähnlich.

Rolle der Polizei steht zur Debatte

Und es gehe nicht nur um die Rolle der Medien, die es zu bedenken gilt, auch die Rolle der Polizei steht zur Debatte. "Wie viel Informationen gibt die Polizei preis", lautet die Frage, die gestellt werden muss, um die Nachahmungsgefahr zu mindern. "Ich glaube, dass in der Zusammenarbeit zwischen Polizei und Medien ein Verständnis da sein muss". Ist man seitens der Exekutive zurückhaltend mit manchen Informationen, dann aus dem Grund, "dass der nächste Trittbrettfahrer oder Nachahmungstäter nicht schon ein fix und fertiges Rezept zum nächsten Anschlag vorfindet", es gehe nicht darum, dass man nicht wolle, dass berichtet wird.

Was die Gefährdungslage durch Terror in Österreich betrifft, so wurden zum einen weniger Rekrutierungen beobachtet, wie auch weniger Rückkehrer aus IS-Gebieten. Nicht nur, weil der IS derzeit schwach scheint, ist dies der Fall, so Kardeis. "Unsere Präventionsmaßnahmen greifen, denn jede Radikalisierung, die frühzeitig erkannt wird, verhindert ja eine mögliche Ausreise."

Angesichts der großen Anzahl von Migranten und Flüchtlingen in Österreich, denen es oft an einer Perspektive mangle, sei "mehr als nur polizeiliche Tätigkeit nötig", führte Kardeis aus, denn "Perspektive beginne mit Integration, Arbeit, Aus- und Fortbildung". Hier sei ein Schulterschluss aller Verantwortlichen notwendig. "Tatsächlich brauche es etwa spezialisierte Vereine, die schauen, wie man Menschen weg von Ideologie hin zu Demokratieverständnis bringt", ein Näherbringen der Kultur der Werte sei vonnöten. Das betrifft Behörden bis hin zu einzelnen Menschen, die dazu beitragen können. (APA, 1.9.2017)