Thiem auf dem Vormarsch. Von den acht Topgesetzten bei den US Open ist neben Nadal und Federer nur noch der Österreicher im Bewerb.

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New York – Zum fünften Mal en suite hat Dominic Thiem bei einem Major-Turnier das Achtelfinale erreicht. Am Montag möchte der Niederösterreicher erstmals abseits der French Open in die nächste Phase vorstoßen. Will er sein drittes Grand-Slam-Viertelfinale erleben, muss Thiem sein bestes Tennis abrufen. Der ehemalige US-Open-Sieger Juan Martin Del Potro ist wie vor Jahresfrist in New York die hohe Hürde.

"Ich muss schauen, dass ich in der nächsten Runde von Beginn an voll da bin", sagte Thiem. Im Drittrundenmatch gegen Adrian Mannarino war das nicht der Fall, nur mit viel Arbeit und einer Spur Glück hat Thiem bei 3:5 den ersten Satz noch drehen können (7:5, 6:3, 6:4). Gegen einen Del Potro muss er sich weiter steigern – und das weiß Thiem, der am Sonntag seinen 24. Geburtstag feierte. "Es war viel besser als in den ersten beiden Runden. Natürlich gibt es immer Luft nach oben, und ich bin wirklich froh, dass es von Match zu Match besser wird", konstatierte Thiem.

Thiems Daumendrücker

Die Pressekonferenz des Österreichers wurde nur von wenigen Journalisten besucht. "Ich muss mich in der nächsten Runde sehr verbessern", sagte der zweifache French-Open-Halbfinalist, der u.a. von Christian Fuchs angefeuert worden war. Der Ex-ÖFB-Teamkapitän befand sich quasi auf Heimaturlaub, er ist mit einer New Yorkerin verheiratet. Thiem wurde von Fuchs im Gegenzug zu Leicester Citys Partie gegen Meister Chelsea am Samstag eingeladen. Fuchs hofft aber, "dass Dominic keine Zeit hat, weil er dann hier und im Finale ist".

Im fast vollen Interview-Raum ließ sich Ex-US-Open-Champion Del Potro trotz seiner starken Auftritte nicht die Favoritenrolle zuschieben. "Thiem hat alles, um das Match zu gewinnen. Er ist Favorit, aber ich spiele gerne gegen ihn", erklärte der Argentinier. Ob er wegen der vielen Überraschungen nicht an eine offene Tür für sich selbst glaubt? "In der unteren Hälfte des Tableaus wird ein Spieler für eine Überraschung sorgen. Aber in der oberen Hälfte haben wir Roger und Rafa sowie Dominic."

Beinarbeit verbessert

An die größere Dimension will auch der als Nummer sechs gesetzte Thiem noch nicht denken. Immerhin ist er neben Nadal (1) und Federer (3) der letzte der acht Topgesetzten. "Sicher kann man das auch so sehen. Aber es würde viel einfachere Achtelfinalgegner geben. Ich kann nicht weiter vorausschauen als bis Montag." Da wird das Vorjahres-Achtelfinale neu aufgelegt. Am 5. September 2016 hatte Thiem in seinem Debüt im großen Arthur-Ashe-Stadium bei 3:6, 2:3 wegen seines verletzten rechten Knies aufgeben müssen. "Ich kann mich erinnern, dass ich damals im ersten Satz ganz gut gespielt habe, und daran kann man anschließen", sagt er.

Wesentlich verbessert hat Thiem im Turnierverlauf seine Beinarbeit, wie er auf Nachfrage bestätigte. "Ich war in den ersten Runden vielleicht ein bisschen schwerfällig, nicht so spritzig wie normal. Ich bin froh, dass das zurückgekommen ist. Alles hängt zusammen, deshalb habe ich auch generell besser gespielt." Die Taktik gegen Del Potro? "Man muss kein Hehl daraus machen, dass man gegen ihn eher über die Rückhand spielen sollte. Aber ich will ihn auch über die Vorhand zum Laufen bringen."

Bresnik erfreut

Sein Coach Günter Bresnik freut sich über die Konstanz seines Schützlings bei den Majors. "Er spielt immer sehr kontrolliert. Es macht sich bezahlt, wenn du gesetzt bist. Da musst du keinen Kapazunder in den ersten Runde ausschalten."

Natürlich fand Bresnik auch im Samstag-Match Kritikpunkte, vor allem im ersten Satz ("bis zum 3:5 war es bodenlos"). Doch fünf Achtelfinali en suite beeindrucken auch den Star-Trainer. "Das ist für mich ein Zeichen seiner taktischen Disziplin, spielerischen Qualität und Fitness."

Bresnik gestand im Rückblick, dass es nach dem nicht nach Wunsch verlaufenen Übersee-Start schon Handlungsbedarf gegeben hat. "Als ich nach Amerika gekommen bin, war er sehr schwerfällig. Auch im Training, also nicht unter nervlichem Druck." Allerdings sei in der unmittelbaren Vorbereitung dann wieder sehr viel weitergegangen.

Del Potro wird für seinen Schützling wieder eine jener auch für seine Karriere mitentscheidenden Hürden. Ähnlich wie es Tomas Berdych im Wimbledon-Achtelfinale war und der an diesem Tag einfach fast alles getroffen hat. "Del Potro kann allein mit dem Aufschlag und mit der Vorhand einen Spieler wie Bautista komplett an die Wand spielen. Ich hoffe, dass es gegen Dominic nicht so einfach werden wird", sagte Bresnik. (APA, red, 3.9.2017)