Mit Daniele Abbados Inszenierung von Verdis "Il Trovatore" ging der Saisonauftakt in der Wiener Staatsoper über die Bühne.

Foto: Michael Pöhn

Wien – 16 Jahre lang diente das deutsch-englische Untertitelsystem dem Publikum der Staatsoper beim Verständnis von Text und Handlung. Seit Montag ist ein Update in Betrieb. Über 2000 Touchscreens beleuchten das Libretto und geben Informationen zu Werken und Serviceleistungen. Surfgefahr während der Vorstellung besteht nicht, weil da nur die Untertitel funktionieren.

Dass sie nach wie vor händisch weitergeklickt werden, war am Montag zu bemerken: Daran, dass sie meist pünktlich kamen, und an etlichen Pannen. Wenn noch die genaue Dauer der Pause über die Bildschirme bekannt gegeben würde, könnte man künftig das Publikum darüber informieren, dass die Aufführung, wie in diesem Fall, wenige Minuten früher weiterging, als per gedrucktem Aushang verlautbart.

Falls jemandem deshalb kein Einlass mehr gewährt wurde, hat er bei der Saisoneröffnung mit Giuseppe Verdis Il Trovatore einiges versäumt – ebenso wie jene, die aufgrund der Absage von Frau Netrebko, die wegen einer Erkältung erst die Vorstellung am Donnerstag bestreiten will – gleich gar nicht erschienen.

Man könnte sagen, dass die Inszenierung von Daniele Abbado in der sechsten Aufführung so behäbig und altbacken wirkte, als wäre sie schon jahrelang im Repertoire, kann aber auch feststellen, dass sich hier meist in Ruhe stehen und singen lässt. Besonders wenn das noch von einem Dirigenten wie Marco Armiliato unterstützt wird, der das Staatsopernorchester mit routiniertem Elan auftrumpfen lässt, ansonsten der Bühne einen sicheren Boden bereitet.

Gesanglich startete die Saison brillant. Das galt für den kernigen Ferrando von Jongmin Park ebenso wie für die beiden rivalisierenden Liebenden. George Petean gab einen virilen, doch sanfte Seiten zeigenden Luna, Yusif Eyvazov einen metallisch glanzvollen Manrico. Es ist Geschmackssache, wie Luciana D’Intino unschöne, raue Töne in fast maskuliner Schwärze zulässt, ausdrucksmäßig passt es zur Figur der Azucena.

Und Leonora? Maria José Siri wirkte keineswegs als Einspringerin, sondern so souverän, dass sie den Vergleich mit großen Namen nicht zu scheuen braucht. Sie sang und agierte so geschmeidig und ausdrucksreich, dass es vorstellbar wäre, dass man beim Zuhören darauf vergessen konnte, die Untertitel weiterzuklicken. (Daniel Ender, 5.9.2017)