Menlo Park / Washington – Vor der US-Präsidentenwahl im Herbst 2016 wurden nach Angaben von Facebook offenbar tausende Anzeigen mit politischen Botschaften aus Russland heraus geschaltet. Viele seien von 470 "nicht authentischen" Accounts und Seiten aufgegeben worden, die inzwischen gesperrt seien, teilte Facebook-Sicherheitschef Alex Stamos am Mittwoch mit.

Der Sicherheitschef von Facebook hat jetzt bekanntgegeben, dass vor der US-Präsidentenwahl von Russland aus zahlreiche politische Anzeigen auf Facebook geschaltet wurden.
ORF

Die Anzeigen im Wert von 100.000 Dollar (84.000 Euro) hätten nicht einen einzelnen Kandidaten unterstützt, betonte Facebook. Stattdessen seien vielfach polarisierende Standpunkte zu Themen wie Einwanderung, "Rasse" und Rechte von Homosexuellen thematisiert worden. Facebook arbeitet eigenen Angaben zufolge mit den US-Behörden zusammen, die eine russische Einflussnahme auf die Wahl untersuchen. Im Vorfeld der deutschen Bundestagswahl sei bisher keine solche Aktivität festgestellt worden, betonte Facebook.

Anzeigen gezielt für bestimmte Regionen

Mit potenziellem politischem Bezug wurden laut Facebook 2.200 Anzeigen um rund 50.000 Dollar gekauft. Rund ein Viertel der Anzeigen wurde gezielt in bestimmten Regionen platziert. Welche das waren, gab Facebook nicht bekannt. Donald Trump hatte gezielt Werbung in einigen US-Staaten gemacht, die bis dahin Hochburgen der Demokraten gewesen waren. Seine Siege in Pennsylvania, Michigan und Wisconsin gaben den Ausschlag bei der Wahlentscheidung.

Ellen Weintraub von der US-Wahlkommission erklärte, die Wähler verdienten Aufklärung darüber, woher die Anzeigen stammen. Es sei ungesetzlich, wenn Ausländer direkt oder indirekt Geld für US-Wahlen aufwenden. Einem Facebook-Mitarbeiter zufolge gibt es Verdingungen zwischen den Anzeigen und einer bekannten russischen "Troll-Fabrik" in St. Petersburg, die Kommentare in sozialen Medien veröffentlicht.

Kritik an Facebook

Der US-Sonderermittler Robert Mueller prüft derzeit, ob es zwischen Trumps Wahlkampfteam und der russischen Regierung geheime Absprachen gegeben und Russland Einfluss auf die Wahl genommen hat.

Facebook wurde vorgeworfen, während des Wahlkampfs zu wenig gegen die Manipulation öffentlicher Meinung durch gefälschte Nachrichten und Propaganda getan zu haben. Facebook-Chef Mark Zuckerberg bestritt, dass das das Wahlergebnis beeinflusst habe. Zugleich verstärkte das Online-Netzwerk seitdem das Vorgehen gegen erfundene Nachrichten und politische Einflussnahme durch gefälschte Accounts. (APA, 7.9.2017)