Micheil Saakaschwili erhält Unterstützung von Julia Timoschenko.

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Warten auf Saakaschwili in der ukrainischen Stadt Mostyska.

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Przemysl – Georgiens Ex-Präsident Michail Saakaschwili hat am Sonntag bei einem zweiten demonstrativen Einreiseversuch ukrainisches Gebiet erreicht. Zwar sperrte die Ex-Sowjetrepublik einen Grenzübergang von Polen, den Saakaschwili zu Fuß passieren wollte, wie mitreisende Journalisten berichteten.

Der Reformpolitiker, dem die ukrainische Staatsbürgerschaft aberkannt worden ist, stand eine Zeit lang vor einer Kette ukrainischer Nationalgardisten. Dann durchbrach eine Gruppe seiner Anhänger von ukrainischer Seite aus die Kette und holten ihn aus dem Niemandsland bei dem Ort Schehyni.

Stunden vorher war eine Einreise mit dem Zug von der polnischen Stadt Przemysl aus blockiert worden. Als Begründung wurde eine Erklärung der ukrainischen Polizei verlesen, wonach der Zug nicht weiterfahren könne, solange "Personen ohne Einreiseerlaubnis für die Ukraine" an Bord seien. "Einen Zug als Geisel nehmen – das ist lächerlich", sagte Saakaschwili.

Staatenloser Ex-Präsident

Der 49-Jährige ist staatenlos, seit die Ukraine ihm Ende Juli die ukrainische Staatsangehörigkeit entzog. Saakaschwili hatte seine Absicht zur Rückkehr in die Ukraine Wochen im Voraus angekündigt. Er änderte allerdings am Sonntag kurzfristig den Reiseweg. Ursprünglich wollte er in einem Bus mit Journalisten den Grenzposten Korczowa überqueren. Dann wechselte er mit der Begründung in den Zug, dass "Provokationen geplant" seien. Wer hinter den geplanten "Provokationen" stecken könnte, führte Saakaschwili nicht näher aus. Er machte allerdings deutlich, dass er in der Ukraine von politisch motivierten Schlägerklubs erwartet werde.

Timoschenko eilt zuhilfe

Saakaschwili erhielt bei seinem Einreise-Versuch von Polen in die Ukraine Unterstützung von der früheren ukrainischen Ministerpräsidentin Julia Timoschenko. "Wir kommen zur Verteidigung von Micheil, aber auch zur Verteidigung der Ukraine", sagte Timoschenko. Sie verglich die aktuelle Lage mit derjenigen unter dem prorussischen Präsidenten Viktor Janukowitsch, der im März 2014 gestürzt worden war. Saakaschwili will nach eigenen Angaben in der Ukraine politische Reformen bewirken und gegen die Korruption kämpfen, nicht jedoch Präsident Petro Poroschenko stürzen.

Georgien will Auslieferung

Nach rund zehn Jahren Präsidentschaft in Georgien war Saakaschwili 2015 ukrainischer Staatsbürger geworden, um als Verbündeter Poroschenkos den Posten des Gouverneurs von Odessa zu übernehmen. Nach einer turbulenten 18-monatigen Amtszeit gab er jedoch auf – auch im Streit mit Poroschenko um Zollerleichterungen für Odessa. Die georgische Staatsbürgerschaft verlor Saakaschwili, als er die ukrainische annahm. Inzwischen hat Georgien für ihn wegen "Machtmissbrauchs" in seiner Zeit als Präsident einen Auslieferungsantrag gestellt. (APA, 10.9.2017)