So soll das neue iPhone aussehen.

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Gut zehn Jahre nach dem Start der ersten iPhone-Generation wird von Apple wieder ein großer Wurf erwartet. Am Dienstag soll ein Super-iPhone vorgestellt werden – mit einem Bildschirm, der praktisch die gesamte Frontseite ausfüllt, und Gesichtserkennung statt Entsperrung per Fingerabdruck.

Die Neuerungen sollen ihren Preis haben: Spekuliert wird über einen Startpreis von 1.000 Dollar (835 Euro), woraus bei den üblichen Apple-Preisen in der Top-Konfiguration noch 1.200 Dollar werden können.

Seit Wochen fast täglich auf Rekordstände

Die Börsianer sind jedoch überzeugt, dass der höhere Preis Apple-Kunden nicht abschrecken wird, und treiben die Aktie des schon jetzt wertvollsten Unternehmens der Welt (mehr als 830 Milliarden Dollar) seit Wochen auf Rekordstände. Seit Jahresbeginn stieg der Kurs um rund 40 Prozent. Das Aussehen der iPhones war seit Herbst 2014 weitgehend unverändert geblieben, obwohl jährlich das Innenleben und die Software erneuert wurden. Die Erwartung ist, dass ein aufsehenerregendes neues Modell die Verkäufe in Schwung bringen kann – viele Nutzer hätten ihre aktuell genutzten iPhones länger behalten als zuvor.

Dabei rätseln Analysten und Reporter noch darüber, wie viele Geräte Apple zum Start – wahrscheinlich noch im September – auf den Markt bringen kann. Vermutlich werden es drei iPhone-Modelle sein: Die beiden Varianten eines wahrscheinlichen iPhone 7S, das die aktuelle Form beibehält, dürften kein Problem sein.

iPhone 8 oder iPhone X

Beim brandneuen Modell (vermutlich mit dem Namen iPhone 8 oder iPhone X) rechnen zum Beispiel die Analysten von Citi Research aber damit, dass es erst im Oktober oder November in größeren Mengen verfügbar sein wird. Grund für die Verzögerung seien vor allem Probleme bei der Produktion des kontrastreicheren OLED-Displays, den das iPhone erstmals statt des üblichen LCD-Bildschirms bekommen werde. Das "Wall Street Journal" berichtete in der Nacht auf Freitag, die Schwierigkeiten hätten den Produktionsfahrplan im Sommer um einen Monat zurückgeworfen.

Das iPhone 8 (oder iPhone X).
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Auslöser für die Probleme soll letztlich die Bildschirmgröße sein. Mit dem neuen flächendeckenden Design soll es zwar möglich sein, ein Display mit 5,8 Zoll Diagonale – mehr als bei den aktuellen Plus-Modellen – in ein Gehäuse zu packen, das nur wenig größer als jenes beim Standard-iPhone ist. Doch der Verzicht auf einen Rahmen ober- und unterhalb des Bildschirms wirft Fragen auf: Was macht man mit dem Lautsprecher, der Selfie-Kamera und dem traditionellen runden Home-Button, den bisher alle iPhones hatten? Nach bisherigen Informationen finden Kamera und Lautsprecher in einer Aussparung am oberen Rand des Displays ihren Platz. Und ein virtueller Home-Knopf soll im Bildschirm selbst platziert werden.

Was passiert mit dem Fingerabdruck-Scanner?

Bleibt noch die Frage, was mit dem Fingerabdruck-Scanner passiert, der seit dem iPhone 5s von 2013 im Home-Button integriert ist. Er hat sich zu einem zentralen Element von Apples Sicherheitsstrategie entwickelt: Durch Auflegen des Fingers kann man nicht nur das iPhone oder eine Apple Watch entsperren, sondern auch Zahlungen über das Bezahlsystem Apple Pay freigeben – statt einer PIN-Eingabe. Außerdem nutzen Banking-Apps und andere sensible Programme die "Touch ID". Apple betonte stets selbst, dass biometrische Identifikation alles viel sicherer mache als Passcodes – und damit ist der Fingerabdrucksensor eigentlich unverzichtbar.

Samsung verlegte bei seinem Galaxy-Smartphone mit großem Bildschirm den Fingerabdruck-Scanner kurzerhand auf die Rückseite. Das stieß aber auch auf Kritik, weil die Anwender beim Entsperren des Smartphones immer wieder versehentlich die Kameralinse neben dem Fingerabdrucksensor verschmierten. Apple soll laut Medienberichten zunächst versucht haben, den Sensor direkt ins Display einzubetten. Das habe sich jedoch als zu große Herausforderung erwiesen und der Plan sei wieder aufgegeben worden.

iPhone per Gesichtserkennung entsperren

Jetzt soll sich das neue iPhone per Gesichtserkennung entsperren lassen – und Branchenbeobachter sind gespannt, wie Apple diese Technologie gemeistert hat. Schließlich musste Erzrivale Samsung hämische Kommentare einstecken, nachdem Journalisten demonstriert hatten, wie leicht das Gesichtserkennungssystem mit Fotos oder Videos ausgetrickst werden kann. Bei Apple setzt Gerüchten zufolge eine weitere Kamera zur Tiefen-Messung oder ein Infrarot-Sensor ein, damit das System nicht so leicht ausgetrickst werden kann. Auf jeden Fall muss die Gesichtserkennung mindestens genauso schnell und ähnlich sicher funktionieren wie der bisherige Touch-ID-Scanner.

Das neue Display soll auch ein Grund für den höheren Preis beim neuen iPhone sein. Der renommierte Branchenanalyst Ming-Chi Kuo von KGI Securities schätzt, dass Apple 45 bis 55 Dollar für einen LCD-Bildschirm in den aktuellen iPhones ausgibt. Für die neuen komplexeren Oled-Displays verlange Hersteller Samsung aber bis zu 130 Dollar. Zugleich sieht der gut vernetzte Apple-Kenner John Gruber, der schon vor Monaten einen Preis-Rahmen von bis zu 1.500 Dollar ein Spitzenmodell ins Gespräch brachte, darin auch einen Befreiungsschlag für Apple. Der Konzern könne neuere Technologien verwenden, wenn er nicht Dutzende Millionen Geräte fürs Weihnachtsgeschäft verfügbar machen müsse.

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Mit dem Event wird zudem das "Steve Jobs Theater" am gerade fertiggestellten riesigen neuen Hauptquartier eingeweiht.
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Als weitere Neuheiten erwartet werden die dritte Generation der Apple Watch, die erstmals mit einem Mobilfunk-Anschluss unabhängiger vom iPhone werden soll, sowie ein neues Modell der Fernsehbox Apple TV mit 4K-Auflösung. Mit dem Event wird zudem das "Steve Jobs Theater" am gerade fertiggestellten riesigen neuen Hauptquartier eingeweiht. In diesen Wochen beziehen über 12.000 Apple-Mitarbeiter das riesige ringförmige Gebäude im neuen Apple Park. (APA, 11.9.2017)