Beißt sich durch: Rafael Nadal.

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Auf der anderen Seite.

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Die Highlights aus dem Finale.

US Open Tennis Championships

New York – Rafael Nadal hat nach seinem Sieg bei den US Open zurückgedacht. "Es ist ein sehr emotionales Jahr für mich", sagte der Spanier in New York gerührt und fügte später an: "Wir sind in einer Ära, in der einige Spieler unglaubliche Dinge in diesem Sport schaffen, oder? Ich bin glücklich, ein Teil davon zu sein."

Kaum zu glauben, dass Nadal vor den French Open zwei Jahre lang keine Rolle bei den großen Events gespielt hatte. Kaum zu glauben, dass er nun in drei großen Endspielen stand, zweimal in diesem Jahr triumphierte und sich nun mit Roger Federer alle Grand-Slam-Siege 2017 teilt. Wer hätte das vor acht Monaten geahnt? Beide waren schon abgeschrieben, bei beiden schien die beste Zeit schon vorbei.

Die großen Zwei

Mit dem 6:3,6:3,6:4 gegen den chancenlosen Final-Debütanten Kevin Anderson setzte die Nummer eins ein Ausrufzeichen hinter ihre Saison der Extraklasse. Nadal untermauerte, wie sehr er und Federer die Saison dominieren. "Was die Zwei gerade fabrizieren, ist nicht von dieser Welt", urteilte Boris Becker bei Eurosport.

Federer, inzwischen 36 Jahre alt, gewann in Australien im Endspiel gegen Nadal. Der Spanier, 31 Jahre alt, zelebrierte in Paris seinen zehnten French-Open-Titel. Der Schweizer triumphierte als Erster achtmal in Wimbledon. Jetzt wieder Nadal. Kein Major-Titel für ein neues Gesicht. Keiner für Novak Djokovic, keiner für Andy Murray. Die großen Vier, wie sie gern genannt werden, sind auf Zwei reduziert.

Zum ersten Mal seit sieben Jahren schrieben sich nur Nadal und Federer in die Siegerlisten der vier wichtigsten Turniere ein, erst zum dritten Mal kam das vor. "Natürlich war das schwer vorstellbar. Es ist einfach unglaublich, was passiert ist", antwortete der Spanier. "Aber einer muss ja die Grand Slams gewinnen, oder?"

Drei Major-Titel fehlen auf Federer

Erstmals seit 2013 gewann Nadal zwei Grand-Slam-Titel in einem Jahr und steht nun insgesamt bei 16. Er rückte wieder an Federer heran (19). "Das ist, glaube ich, die wichtigste Botschaft an den Rest der Tennis-Welt. Dass die 19 von Roger Federer im Bereich des Möglichen sind", befand Becker. Nadal meinte zu dem Wetteifern: "Ich gehe meinen Weg. Er geht seinen Weg. Lass uns abwarten, bis wir aufhören." Aus dem direkten Duell in New York war nichts geworden, weil der Schweizer im Viertelfinale an Thiem-Bezwinger Juan Martin del Potro scheiterte. Murray und Djokovic fehlten bei den US Open verletzt.

Auch wenn Nadals zehnter Triumph in Paris emotionaler und denkwürdiger gewesen war – die Bedeutung seines glänzenden Moments in Flushing Meadows lässt sich an Statistiken nur unzureichend ermessen. Im Mai 2016 war er den Tränen nah, als er bei seinem Lieblingsevent in Paris mit einer Handgelenksblessur zurückziehen musste. Frühzeitig brach der Olympia-Vierte die Saison ab. Zweifel um seine Gesundheit – auch wegen seiner Knie – sind seit Jahren ständige Begleiter.

Seit drei Wochen steht er wieder an der Spitze der Rangliste. "Wenn du dich verletzt, sieht die Saison natürlich wie ein Desaster aus. 2016, 2014 waren Jahre mit Verletzungen. Und 2015 hatte ich mentale Verletzungen", sagte Nadal.

Major-Abschied für Onkel Toni

Inzwischen kann er darüber lächeln. Vor zwei Jahren steckte der Linkshänder in einer Phase, in der die Lust an der Schinderei verloren gegangen war. Im Moment spielen Körper und Geist dagegen mit. "Ich wache jeden morgen mit der Leidenschaft auf, auf den Platz zu gehen und mich verbessern zu wollen. Ich habe immer noch die Liebe und Leidenschaft für das Spiel", versicherte Nadal.

Der Spanier wird künftig weitgehend ohne Toni Nadal auskommen müssen. Für seinen Onkel, Mentor und Langzeit-Trainer waren die US Open das letzte Major-Turnier. Der 53-Jährige, der einst dem dreijährigen Rafa das erste Racket in die Hand gedrückt hatte, will sich künftig mehr seiner Tennis-Akademie auf Mallorca sowie der Familie widmen.

"Ich kann ihm nicht genug danken für das, was er für mich getan hat. Toni ist einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben", sagte der Neffe nach dem Sieg in New York. Nadals Touring-Coaches sind die Ex-Profis Carlos Moya und Francisco Roig. Onkel Toni steht aber weiter als Konsulent zur Verfügung und wird auch das eine oder andere Turnier besuchen. (APA; 11.9.2017)