In unmittelbarer Nähe der Mariahilfer Straße musste man lange auf einen gemütlichen Burgerladen warten (die Burgermacher in der Burggasse sind doch nicht ganz in der Nähe). Nicht auf so einen, der an eine der Fastfood-Ketten mit Plastiktabletts, Pappbecher und überdimensionalen Saucenspendern erinnert. Einen, in dem man sich ganz normal hinsetzen kann und (wenn man einmal verrückt sein will) auch mit Messer und Gabel essen darf. Einen besseren Ort als den Siebensternplatz hätten Nikolai Kölbl und Franz Haslinger nicht finden können, um ihre dritte "Weinschenke" zu eröffnen. Fleischlaberl-Aficionados ist das Ursprungslokal in Margareten bestens bekannt, gilt es doch seit Jahren als Anlaufstelle für Freunde ausgefallener Burgerkreationen. Dass es diese jetzt auch in Neubau gibt, dürfte nicht nur die Bobos freuen.

Das Vorgängerlokal (Gasthaus Schilling) war zwar nett, an das modern interpretierte Wirtshaus wollte man sich aber nicht so recht gewöhnen. Dass dafür jetzt schon zu Mittag laute Elektro-Musik aus dem Lokal schallt, als stünde man vor einem Afterhour-Club in Berlin, dürfte hier niemanden mehr beeindrucken. Gut, dass der Schanigarten – mit Übergangsjacke – noch nutzbar ist. Ließe man sich von der Musik abschrecken, man würde versäumen, was hier (praktischerweise im Suppenteller) zum Tisch gebracht wird.

Foto: Alex Stranig

Zum Beispiel einen Burger mit 150 Gramm saftig triefendem Faschiertem vom Weiderind, der sich sanft zwischen die außen knusprigen und innen flaumigen Buns zu schmiegen versucht. Dem Burger lässt man cremig-würzigen Camembert de Normandie angedeihen, der sich wie ein Film über das Laberl legt und eine perfekte Symbiose mit der Honig-Senf-Sauce eingeht. Rote Rüben und frisch geriebener Kren sollen uns offenbar daran erinnern, dass der Sommer vorbei ist. Als Zutaten sind sie (hier) entbehrlich.

Foto: Alex Stranig

Für passionierte Scharf-Esser bewegt sich Kren ohnehin eher auf Kindergeburtstagsniveau. Es darf ruhig noch mehr brennen auf der Zunge. Der Tijuana Picante wird mit Mole, einer mexikanischen Sauce aus Schokolade und Chilis, serviert. Jalapenos, die der Tomatensalsa beigemengt sind, verstecken sich erst hinter dem Koriander, machen sich aber spätestens nach wenigen Sekunden auf der Zunge unmissverständlich bemerkbar. Diese scharfe Mischung wird im Polenta-Burgerbrot serviert, was spektakulärer klingt, als es dann tatsächlich schmeckt.

Foto: Alex Stranig

Dass Schweinefleisch sich durchaus als Grundzutat für Burger eignet, hat man hier erkannt. Wildsau aus dem Waldviertel wird mit frischen Kräutern faschiert und gerade lange genug herausgebraten, dass es noch herrlich saftig ist. Das Schweinderl verträgt sich überraschend gut mit Cherry-Pfeffer-Sauce und karamellisierten Weißweinzwetschken, die für einen süßen Kontrapunkt sorgen.

Foto: Alex Stranig

Die Burger werden (auf Wunsch) mit Erdäpfelchips und Sauce (am Bild mit Safranmayonnaise) serviert. Wie jener für Verweigerer von Tierischem. Würden mehr Köche wissen, wie man vegane Gerichte so zubereitet, dass man beim ersten Biss nicht an kratzige Wollpullover, Waschnüsse und Traumfänger denkt, man würde sich wahrscheinlich öfter für die tierlose Variante entscheiden. In diesem Fall wird hausgemachter Seitan im Gemüsefond geschmort, bevor er mit geräuchertem Gemüse und Thaicurry-Erdnuss-Creme ins Brot gefüllt wird und als komplexer und gar nicht fader Bissen im Mund landet.

Einzig die Chips geraten etwas lätschert. Aber wer braucht schon Erdäpfel, wenn er Burger mitten aus dem Suppenteller essen kann. (Alex Stranig, 12.9.2017)


Foto: Alex Stranig

Weinschenke am Siebensternplatz
Siebensterngasse 31/III
1070 Wien
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