Bild nicht mehr verfügbar.

Ein sauberes Spiel spielt der Weltverband Fiba mit der konkurrierenden Euroleague derzeit nicht.

Foto: AP/Pitarakis

Österreich hat deshalb zwei Monate vor Beginn der WM-Quali-Hauptrunde noch immer keinen Teamchef.

Foto: APA/Hochmuth

Wien – Österreichs Basketballverbands-Generalsekretär Phillipp Trattner will nicht den Teufel an die Wand malen, aber wenn es so weiter geht, "dann müssen wir aufpassen, dass Basketball nicht kaputt gemacht wird." Während bei der Europameisterschaft noch um Medaillen gespielt wird, droht im Hintergrund ein schwelender Konflikt den europäischen Basketball zu zerreißen.

Da der Weltverband Fiba für die WM-Qualifikation nach der Eurobasket erstmals Länderspiele auch während der Saison angesetzt hat, können NBA-Spieler wie Jakob Pöltl definitiv nicht dabei sein. Und im Dauer-Verbändestreit mit der Euroleague werden nach derzeitigem Stand selbst die Profis aus der europäischen Königsklasse nicht freigestellt und fehlen – ein Dilemma für Spieler, Vereine und Zuschauer.

Für Trattner kann es nicht sein, dass Spieler vor die Wahl gestellt werden, ob sie sich für ihren Verein, der ihr Gehalt zahlt, entscheiden müssen, oder fürs Nationalteam. "Welcher Sportler spielt nicht gerne für sein Land? Das ist eine sehr ungute Herangehensweise", sagt Trattner zum STANDARD.

Teamchef-Frage

Für den österreichischen Verband ergibt sich ein weiteres Problem. Für die WM-Quali-Spiele im November gegen Serbien und Deutschland, hat das Nationalteam noch keinen Teamchef. Weil Österreichs bisheriger Coach Kestutis Kemzura beim türkischen Erstligisten Darussafaka Istanbul im Eurocup (firmiert ebenfalls unter dem Dach der Euroleague) engagiert ist, könnte eine Vertragsverlängerung mit dem Litauer platzen. "In 14 Tagen müssen wir eine Entscheidung auf dem Tisch haben."

Der Streit zwischen der Fiba und der privat wirtschaftlich organisierten Euroleague, in der 16 europäische Topclubs spielen, dauert bereits mehr als zwei Jahre und beschäftigt auch Gerichte auf europäischer Ebene. Die Fiba sieht die Schuld bei der Euroleague, die ihren Spielplan ausgeweitet hat. Allein in der Vorrunde absolviert jedes Team 30 Partien. Euroleague-Chef Jordi Bertomeu vergleicht sein Unternehmen mit der NBA und sieht die Fiba durch die neuen Fenster als Urheber der Problematik.

Das Grundübel

Warum kann der Fußball seinen Kalender über das ganze Jahr mit Terminen vollstopfen und Vereins- und Länderspiele konzertieren? "Im Fußball hält die UEFA selbstverständlich die Rechte für die Champions League. Im Basketball ist die Königsklasse ein eigenständiger Betrieb, da fängt das riesige Strukturproblem an." Die Folge ist ein Wirrwarr an Europacup-Bewerben.

"Wir sind derzeit nur Passagier", der ÖBV hofft aber auf eine Einigung der Verbände. Ingo Weiss, der Präsident des deutschen Basketball-Bundes hat es etwas drastischer ausgedrückt: "Das Verhalten der Euroleague ist unter aller Sau, ich bin entsetzt darüber."

Ein Streit, der sich auch bei den Schiedsrichtern entzündet. Die Fiba verzichtet bei der Basketball-EM auf zahlreiche erfahrene Unparteiische. Derzeit stehen eine Zahl von Fiba-lizenzierten Schiedsrichtern nicht zur Verfügung, weil sie während der WM-Qualifikationsfenster vom 20. bis 28. November "andere Verpflichtungen" haben. Im Fußball undenkbar: Wer für die Euroleague pfeift, pfeift gegen die Fiba. (Florian Vetter, 11.9.2017)