Die grüne Bundesspitze will sich in die Gründung ihrer neuen Jugendorganisation am kommenden Wochenende in St. Gilgen nicht einmischen

Foto: APA/Barbara Gindl

Wien – Yoga und Joggen in der Früh, Bildungsworkshops am Nachmittag, Musik am Abend. Auf den ersten Blick erinnert das Programm des Herbstcamps der Grünen an ein fröhliches Jugendferienlager. Dabei soll bei dem Camp, das am Wochenende in St. Gilgen in Salzburg über die Bühne gehen wird, die neue Jugendorganisation der Grünen aufgestellt werden.

Die gibt es nämlich nicht mehr, seit sich führende Mitglieder der Jungen Grünen um Flora Petrik mit der damaligen Parteichefin Eva Glawischnig überworfen hatten, ausgeschlossen worden und letztlich beim Wahlbündnis KPÖ Plus gelandet waren.

Workshops und Wahl eines "Koordinationsteams" geplant

Das Herbstcamp soll das nun ändern. Dazu treffen sich von Freitag bis Sonntag mehr als hundert interessierte Jugendliche, die sich künftig für die Grünen engagieren wollen. Sie sollen diskutieren, wie sie sich ihre Jugendorganisation im Rahmen der grünen Bundespartei vorstellen können.

Dazu wird unter der Führung eines Präsidiums das sogenannte Koordinationsteam gewählt. Dieses soll aus drei Männern und drei Frauen bestehen und künftig für den Kontakt mit den grünen Jugendorganisationen in den Bundesländern, aber auch für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig sein, sagt David Stögmüller. Er ist oberösterreichischer Bundesrat und Mitorganisator des Herbstcamps, das er als "Bildungsveranstaltung" bezeichnet.

In Kooperation mit der Grünen Bildungswerkstatt sind nämlich neben der Wahl eines Koordinationsteams auch verschiedene Workshops zu Themen wie "Wie verhindert man einen Rechtsruck?" und "Wie gründet man eine Schülerorganisation?" geplant. Ausgearbeitete Statuten gibt es laut Stögmüller noch nicht, wichtig sei jedoch, so "unabhängig wie möglich von der Partei" zu sein.

Bundesspitze will sich "ganz bewusst nicht einmischen"

Obwohl sowohl die grüne Spitzenkandidation Ulrike Lunacek als auch Bundessprecherin Ingrid Felipe bei dem Camp dabei sein werden, betont Bundesgeschäftsführer Robert Luschnik, dass sich die Bundesspitze in die Gründung der Jugendorganisation "ganz bewusst nicht einmischen" wolle. Sowohl über Struktur, Namen der Organisation und Sprecher als auch über Inhalte sollen die Jugendlichen bei dem Treffen am Wochenende selbst entscheiden – wobei "natürlich" grüne Themen wie soziale Gerechtigkeit und Klimaschutz im Vordergrund stehen würden.

Ob es nach dem Wochenende schon Beschlüsse zur Struktur der neuen Jugendorganisation geben wird, weiß Luschnik nicht: "Fix ist aber, dass die neue grüne Jugendorganisation auf Schiene ist."

Junge Grüne unterstützen KPÖ Plus

Weniger gern spricht man allerdings über die alte Jugendorganisation, die Jungen Grünen. Diese hatten bei ihrem letzten Bundeskongress mit 86-prozentiger Mehrheit beschlossen, die Kandidatur der unter anderem von Flora Petrik mitgegründeten Plattform Plus mit der KPÖ bei der Nationalratswahl zu unterstützen.

"Nach der Wahl werden die Ländervereine der Jungen Grünen dann entscheiden, ob sie in Zukunft wieder die Bundespartei unterstützen wollen", sagt Petrik, "wobei es wahrscheinlicher ist, dass sich die Wege trennen werden, da die Grünen bewiesen haben, dass sie keine kritische Jugendorganisation wollen." Sie plane mit der Plattform Plus eine neue soziale, linke Kraft in Europa aufzubauen, die antifaschistisch und feministisch sein soll.

Angesprochen darauf, wie die finanzielle Trennung der Jungen Grünen von der Bundespartei ablaufen wird, sagt Petrik, dass es laufende Gespräche mit der Bundespartei und Klubobmann Albert Steinhauser gebe, allerdings sei darüber Verschwiegenheit bis zum Ende der Verhandlungen vereinbart worden.

Auch Luschnik wolle sich "nicht weiter mit Petrik beschäftigen", ärgert sich aber darüber, dass eine Organisation, die "nichts mit den Grünen zu tun hat", nach wie vor den Namen Grüne trägt. Obwohl für Petrik die Diskussion über den Namen im Moment zweitrangig sei, sagt auch sie, dass eine Namensänderung diskutiert wurde. (Marija Barišić, 13.9.2017)