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Alexander Van der Bellen nimmt vorerst keine Personalwünsche mehr entgegen.

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Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (li.) hat kürzlich seinen Pressesprecher befördert. Außenminister Sebastian Kurz verlor einen Mitarbeiter in Richtung Austrian Development Agency.

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Die Vizekabinettschefin von Sophie Karmasin wurde zuletzt zur neuen Sektionschefin im Familienministerium bestellt.

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Wien – Bei Alexander Van der Bellen war schon am 15. August Annahmeschluss. In den letzten zwei Monaten vor der Nationalratswahl wird der Bundespräsident keine Neubesetzungen von zeitlich befristeten Führungspositionen mehr unterzeichnen, heißt es in der Präsidentschaftskanzlei. Das Moratorium gilt auch noch für die Phase bis zur Bestellung einer neuen Bundesregierung. Bis dahin können die Minister also keine neuen Sektions- und Gruppenleiter vorschlagen.

Diese Vorgangsweise hatte auch schon Vorgänger Heinz Fischer gewählt, schließlich ist es in der Vergangenheit immer wieder vorgekommen, dass Minister, die damit rechnen mussten, nach einer Wahl kein Ticket mehr zu haben, noch schnell Vertrauensleute in Spitzenpositionen in der Verwaltung gehievt haben.

Fixe Führungspositionen

Der Wechsel von Kabinettsmitarbeitern auf fixe Führungspositionen in der Verwaltung ist aber auch unabhängig von Wahlterminen keine Seltenheit. Insgesamt 32 Mitarbeiter aus den diversen Ministerkabinetten wurden seit 2014 befördert, zeigt eine aktuelle Anfrageserie des grünen Klubchefs Albert Steinhauser.

Zehn Abteilungsleiter

Der größte Teil (21 Mitarbeiter) wechselte in "eine höherwertige Verwendung in der Verwaltungshierarchie", zehn Mitarbeiter wurden zu Abteilungsleitern ernannt und im Innenministerium wurde Anfang des Jahres der Kabinettschef von Wolfgang Sobotka, Michael Kloibmüller, zum Chef der Sektion "Präsidium" ernannt, zu der unter anderem die Bereiche Personal, Organisation und Budget gehören.

Nach Ressorts betrachtet zeigt sich: Die meisten Aufsteiger gab es im Innenministerium (fünf), jeweils drei Kabinettsmitarbeiter wurden von Außenminister Sebastian Kurz, Finanzminister Hans Jörg Schelling, Umweltminister Andrä Rupprechter (alle ÖVP) sowie Bildungsministerin Sonja Hammerschmid (bzw. ihrer Vorgängerin Gabriele Heinisch-Hosek) hausintern befördert.

Staatsnaher Bereich

Dazu kamen noch mindestens drei Wechsel in staatsnahe Un ternehmen oder ausgegliederte Rechtsträger (die Frage wurde nicht von allen Ressorts beantwortet). So heuerte ein Mitarbeiter Schellings bei der Bundesrechenzentrum GmbH an, einer von Verkehrsminister Jörg Leichtfried (SPÖ) wechselte zur Schienenin frastruktur-Dienstleistungsgesellschaft und aus dem Kurz-Kabinett gab es einen Abgang in Richtung Austrian Development Agency (ADA). Dessen Leiter, Martin Ledolter, hat übrigens auch eine Vorgeschichte im Außenamt, er war bis 2013 Mitarbeiter von Kurz-Vorgänger Michael Spindelegger.

Alle Personalentscheidungen sind in den Antworten der Ministerien allerdings nicht abgebildet. So gab Familienministerin Sophie Karmasin an, dass niemand aus ihrem Kabinett in die Verwaltung gewechselt sei. Stichtag für die Beantwortung war der 15. Juni 2017. Wenige Tage später wurde publik, dass ihre bisherige stellvertretende Kabinettschefin Bernadett Thaler Chefin der Sektion "Familien und Jugend" wird (der Mindestbezug von Sektionschefs liegt bei rund 9100 Euro brutto). Schon bei der Ausschreibung hatte es die Vermutung gegeben, dass die 35-Jährige, die sich auch in der Wiener ÖVP engagiert, zum Zug kommen würde, weil explizit Erfahrung in der Bundesverwaltung gefordert war, und somit Fachleute aus den Ländern gar keine Chance hatten.

Neue Gruppe geschaffen

Bei der Antwort von Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil wiederum fehlt die Beförderung seines Sprechers Stefan Hirsch, der mit September im Zuge einer Reorganisation des Ressorts zum Gruppenleiter des neu geschaffenen "Zentrums für Information und Wehrpolitik" aufstieg. Diese Entscheidung wurde unmittelbar vor der Deadline am 15. August an Van der Bellen herangetragen. Insgesamt unterzeichnete das Staatsoberhaupt zuletzt 22 Ernennungsdekrete für Führungspositionen beim Heer und 15 direkt im Verteidigungsministerium.

Hausintern sorgte die Bestellung des Doskozil-Sprechers jedenfalls durchaus für Irritationen bei der Beamtenschaft, nicht zuletzt, weil es sich um einen gut dotierten Posten mit rund 8500 Euro brutto monatlich handelt. Hirsch meint, die Zusammenlegung der zwei Abteilungen Information und Wehrpolitik (dazu gehören Traditionspflege und Gedenkkultur) zu einer neuen Gruppe sei sachlich gerechtfertigt, weil es inhaltliche Überschneidungen gebe. Auch sei er – mit Unterbrechungen – bereits sieben Jahre im Ministerium tätig, seine fachliche Expertise sei also unbestritten.

Cooling-off

Der grüne Justizsprecher Steinhauser plädiert allerdings für eine Cooling-off-Phase, bevor Kabinettsmitarbeiter in die Verwaltung wechseln können. Ansonsten bestehe immer die Gefahr, dass parteinahe Mitarbeiter bewährten Beamten vor die Nase gesetzt würden. Ausnahmen davon soll es nur dann geben, wenn Kabinettsmitarbeiter bereits vorher in der Verwaltung tätig waren. Das trifft beispielsweise auf die beiden Kabinettsmitarbeiter zu, die von Justizminister Wolfgang Brandstetter befördert wurden. (go, 14.9.2017)