Dominik Thalhammer im Kreis der EURO-Heldinnen.

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Bad Tatzmannsdorf – Mit dem Vorstoß bis ins EM-Halbfinale hat Österreichs Fußball-Nationalteam der Frauen ein Sommermärchen geschrieben. Dem will das ÖFB-Team bei der kommende Woche beginnenden WM-Qualifikation mit alter Philosophie und neuer Spielanlage ein Erfolgskapitel hinzufügen. Teamchef Dominik Thalhammer glaubt mit der Equipe "noch Größeres erreichen" zu können.

Zwei Neue

Der Kader blieb abgesehen von zwei Positionen unverändert: Adina Hamidovic und Katharina Aufhauser ersetzen Lisa Makas und Viktoria Schnaderbeck, die verletzt ausfallen. Hamidovic ist Verteidigerin und neue Teamkollegin von Nina Burger, Verena Aschauer und Laura Feiersinger beim SC Sand. Sie nimmt den Platz von Kapitänin Schnaderbeck ein, die aufgrund einer Entzündung an der Patellasehne passen muss. Spanien-Legionärin Aufhauser von CD Sportingclub steht erstmals im 23-köpfigen Aufgebot. Stürmerin Makas vom MSV Duisburg hatte im EM-Viertelfinale gegen Spanien einen Kreuzbandriss im linken Knie erlitten und wurde vor drei Wochen operiert.

Die neue Zeitrechnung begann mit einem Wiedersehen. Seit einer Woche freue sie sich auf den Trainingslehrgang mit ihren Nationalteam-Kolleginnen, erklärte Manuela Zinsberger in Bad Tatzmannsdorf. "Weil wir einfach eine irrsinnige Bindung untereinander haben. Wir vertrauen einander, der Zusammenhalt im Team ist immer unglaublich", sagte Österreichs Nummer eins im Tor.

Das Team, das im vergangenen Juli und August mit seinem unbekümmert-positiven Auftritt selbst weniger fußballaffine Menschen begeistert hat, ist seit Dienstag wieder versammelt. "Wir wissen um den Hype und die Euphorie rund um unsere Mannschaft. Wir wissen aber auch, dass wir neue Aufgaben zu erledigen haben", erklärte Zinsberger.

Kein Außenseiter mehr

Diese Aufgabe heißt WM-Qualifikation. Dort treffen die ÖFB-Frauen am 19. September zunächst auswärts auf Serbien. Duelle mit Spanien, Israel und Finnland folgen. Nur die sieben Gruppensieger qualifizieren sich neben Gastgeber Frankreich direkt für die Endrunde im Sommer 2019. Die vier besten Gruppenzweiten ermitteln in zwei Playoff-Runden den letzten europäischen Teilnehmer.

Außer gegen Spanien gilt Österreich nun als Favorit, dass das eine neue Herangehensweise nötig macht, weiß auch Thalhammer, der sich nun daran versucht, dem Team ein Update in der Spielanlage zu geben. "In Holland waren wir als Underdog sehr oft auf lange Bälle und Gegenpressing ausgerichtet. Das müssen wir jetzt adaptieren", sagte der Teamchef.

Verfeinerungen seien zum Teil schon vor der EURO erfolgt. "Wir haben auch in der EM-Qualifikation gegen Israel bereits 800 bis 900 Pässe gespielt. Aber natürlich steckt in diesem Bereich noch unser größtes Potenzial", erklärte der 46-Jährige, der das Team seit 2011 coacht.

Realismus mit Begeisterung

Die Herangehensweise bleibe aber dieselbe. "Wir haben in Holland nicht die Philosophie der Träume gewählt, und das werden wir auch diesmal nicht. Wir wollen eine Philosophie des Erfolgs spielen." Soll heißen: Eine Taktik, stets angepasst an die eigene und die gegnerische Mannschaft.

Auch deshalb schlage nun keine Stunde Null. "Die EURO ist nicht Vergangenheit. Viele Leute sagen, dass wir uns davon nichts mehr kaufen können, doch wir tragen das weiter in unseren Herzen", sagte Thalhammer.

Der Teamchef, der auch Sportlicher Leiter der Trainerausbildung ist, hat mit dem ÖFB ein unbefristetes Arbeitsverhältnis. Nach dem Serbien-Spiel sei aber noch ein Vertragsgespräch zu erwarten, ließ der Trainer wissen. "Einen Vertrag kann man adaptieren – wie eine Spielweise." (APA – 14.9. 2017)