Calcit, auch Doppelspat oder Kalkspat, kommt in Skandinavien häufig vor.

Foto: ArniEin / [cc;3.0;by-sa]

Budapest – Der Legende nach sollen sogenannte Sonnensteine den Wikingern bei bewölktem Himmel bei der Navigation über die Meere geholfen haben. Lange spekulierten Forscher über die Verwendung von doppelbrechenden Kristallen, mit deren Hilfe auch bei schwachem Sonnenlicht den Sonnenstand sehr genau bestimmt werden kann. 2013 bestätigte ein Fund dann die Überlieferungen: Im Wrack eines 1592 gesunkenen Segelschiffs wurde ein Calcit (auch Doppelspat) entdeckt, der genau diesen Zweck erfüllt haben dürfte.

Die Wikinger nutzten demnach Calcit, Turmalin oder Cordierit, um den Stand der Sonne zu ermitteln und die Nordrichtung zu bestimmen. Forscher um Denes Szaz von der Budapester Eötvös-Universität machten nun die Probe aufs Exempel und testeten alle drei Minerale unter 1.080 simulierten Wetterbedingungen und Sonnenständen.

Zuverlässiger Kristall

Sie kamen zu dem Schluss, dass Calcit in der Regel präziser sei als die beiden anderen Kristalle. Besonders zuverlässig waren die "Sonnensteine" demnach, wenn der Himmel nicht völlig bedeckt war und die Sonne im Winkel von 35 und 40 Grad am Himmel stand. An ihrem Mittags-Höchststand oder wenn die Sonne an einem bleiernen Himmel auf- oder unterging, funktionierte die Navigationshilfe hingegen so gut wie gar nicht.

Nun wüsste man erstmals, wie genau die Methode unter den verschiedenen Wetterbedingungen und Sonnenständen funktioniere, schreiben Szaz und Kollegen in den "Proceedings of the Royal Society A". Als nächstes wollen sie untersuchen, wie schnell die Wikinger mit diesem Trick Grönland oder Nordamerika erreichen konnten. (APA, red, 17.9.2017)